Kleinkastell Rheinbrohl

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Kleinkastell Rheinbrohl
Limes ORL NN (RLK)
Strecke (RLK) Obergermanischer Limes,
Strecke 1 (Rhein-Lahn)
Datierung (Belegung) um 180/190 n. Chr. bis ?
Typ Kleinkastell
Einheit unbekannte Vexillatio
Größe 26 m × 26 m = 0,07 ha
Bauweise Stein
Erhaltungszustand völlig zerstört (Kiesabbau)
Ort Rheinbrohl/Bad Hönningen
Geographische Lage: 50° 30′ 12,7″ N, 7° 19′ 9,53″ O7
Region-ISO DE-RP
Höhe 63 m ü. NHN
Vorhergehend Kastell Remagen/Rigomagus,
→ (Niedergermanischer Limes)
Anschließend Kleinkastell Am Forsthofweg (ostsüdöstlich)

Das Kleinkastell Rheinbrohl war ein ehemaliges römisches Militärlager des Obergermanischen Limes, der im Jahre 2005 den Status des UNESCO-Weltkulturerbes erlangte. Die Fortifikation befand sich auf dem Gebiet der im heutigen rheinland-pfälzischen Landkreis Neuwied gelegenen Verbandsgemeinde Bad Hönningen, in deren Bereich der Obergermanisch-Raetische Limes sich von der Flussgrenze des Rheines – dem Niedergermanischen Limes – nach Osten hin lösend, zwischen der Ortsgemeinde Rheinbrohl und der Stadt Bad Hönningen seinen nördlichen Anfang nahm.

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1 Lage

Situationsplan zur Zeit der Untersuchungen durch die RLK

Das Kleinkastell Rheinbrohl lag am nördlichen Rand des heutigen Gemeindegebietes von Rheinbrohl in unmittelbarer Nähe des Rheins. In antiker Zeit befand es sich hier direkt an einer inzwischen verlandeten Rheinschleife, etwa 200 Meter südlich des „Caput Limitis“ (lateinisch „Haupt des Limes“), des nördlichen Beginns des Obergermanischen Limes, dessen Überwachung der Besatzung der kleinen Fortifikation oblag. Der Limes nahm hier auf dem rechten Rheinufer seinen Anfang, gegenüber der auf der linken Rheinseite befindlichen Mündung des Vinxtbaches (von lateinisch: Ad Fines = „Bei den Grenzen“), die dort die Grenze zwischen den Provinzen Germania inferior (Niedergermanien) und Germania Superior (Obergermanien) bildete.

2 Kastell

Grundriß und Querschnitte

Das Kleinkastell Rheinbrohl wurde im Herbst 1899 entdeckt und ausgegraben. Es handelte sich bei ihm um ein quadratisches Steinkastell mit rund 26 Metern Seitenlänge, was einer Gesamtfläche von etwa 0,07 Hektar entspricht. Der Innenraum des Lagers wurde von einem einzelnen Gebäude eingenommen, in dessen Innenhof sich ein Brunnen befand. Die mit ihrem einzigen Tor zum Rhein hin ausgerichtete Anlage war von einer 0,90 Meter starken Wehrmauer umgeben, vor der sich als Annäherungshindernis zwei jeweils etwa sechs Meter breite und zwei Meter tiefe Spitzgräben befanden.

Das Kastell wurde während der Regierungszeit des Kaisers Commodus (180–192) an der Stelle einer älteren römischen Bebauung errichtet. Die vollständige Ausdehnung und ehemalige Funktion jener Bauten ließ sich jedoch zum Zeitpunkt der Ausgrabungen nicht mehr ermitteln. Zu einem nicht näher datierbaren Zeitpunkt, vermutlich in der Spätphase des Limes, fiel es der Zerstörung durch ein Feuer unbekannter Ursache zum Opfer. Über die Kastellbesatzung ist nichts bekannt, es dürfte sich um die Vexillatio (Detachement) einer in der Nähe stationierten größeren Auxiliareinheit gehandelt haben.

Von der Anlage ist heute nichts mehr erhalten, auch nicht unterirdisch. Das Gelände wurde durch neuzeitlichen Kiesabbau völlig zerstört.

3 Limesverlauf vom „Caput Limitis“ bis zum Kleinkastell „Am Forsthofweg“

Datei:Limes05.jpg
Für die Errichtung des 1974 in Privatinitiative nicht am ursprünglichen Standpunkt errichteten – historisch nicht korrekten – Steinturms Wp 1/1 bei Rheinbrohl (Nordwestende des Rechtsrheinischen Limes) wurden die einst sehr gut erhaltene Wachturmstelle Wp 1/8 als Steinbruch ausgebeutet.[1]

Der nahe Beginn des Limes selbst wird heute durch einen privat initiierten, nicht am historischen Ort aufgeführten Rekonstruktionsversuch eines Römerturms markiert,[2] die sich auf etwa halber Strecke zwischen dem wirklichen ehemaligen Standort des Wachturms und dem Kleinkastell Rheinbrohl befindet. Die Ausführung dieses Turms entsprach bereits zu seiner Entstehungszeit 1974 nicht den wissenschaftlichen Erkenntnissen über das Aussehen von Limeswachtürmen und ist in der Literatur entsprechend kritisiert worden.[3]

Limesgraben mit rekonstruierter Palisade an der Straße von Rheinbrohl nach Rockenfeld. Im Limesverlauf zwischen den Wachtürmen Wp 10 und Wp 11

Der Limes verlässt von hier aus den Rhein zunächst in östliche Richtung, um nach gut vier Kilometern Luftlinie, etwa im Bereich des heutigen Jagdhauses „Wilhelmsruh“ nach Südosten hin einzuschwenken. Er umschließt in seinem nördlichen Abschnitt das Neuwieder Becken, eine alte Siedlungskammer, die schon früh in den strategischen Überlegungen der Römer eine große Rolle spielte. Bereits die beiden Brücken, die Gaius Iulius Caesar in den Jahren 55 und 53 v. Chr. über den Rhein schlug, haben vermutlich in diesem Bereich gelegen. Eine weitere römische Brücke wurde im Jahre 49 n. Chr. zwischen Confluentes, dem heutigen Koblenz und Ehrenbreitstein errichtet. Während der Chattenkriege (83–85 n. Chr.) unter Kaiser Domitian (81–96) diente das Neuwieder Becken als Aufmarschbasis für militärische Operationen durch das Tal der Lahn und vermutlich nach dem Ende der Feldzüge, gegen Ende des ersten nachchristlichen Jahrhunderts, wurde mit dem Ausbau des Limes in dieser Region begonnen.

Der Obergermanische Limes ist im nördlichsten Abschnitt, zwischen seinem Anfangspunkt und dem Kastell Niederbieber in unterschiedlichen Zuständen erhalten. Insbesondere in den wenig besiedelten, bewaldeten Höhenzügen nordöstlich des Rheines sind noch zahlreiche Spuren sowohl des Limesgrabens selbst, wie auch seiner Wachtürme im Gelände zu sehen. Teilweise verläuft er hier unmittelbar parallel des Rheinhöhenweges.

ORL[4] Name/Ort Beschreibung/Zustand
Wp 1/1[5] Unwissenschaftliche, sehr freie Rekonstruktion,[6] etwas abseits des eigentlichen Wp 1/1.[7] (Abbildung siehe oben).
KK[8] Kleinkastell Rheinbrohl siehe oben
Wp 1/2 bis Wp 1/4
Großer Graben und Palisadengraben bei Rheinbrohl
Nur vermutete, aber archäologisch nicht nachgewiesene Turmstellen.[9] Die relevanten Schichten der Untersuchungsbereiche waren durch Bach- und Regenabschwemmung des Lössbodens oder durch Sandgewinnung bereits abgetragen. Lediglich der Verlauf der Limeslinie selbst konnte an einigen Stellen noch nachgewiesen werden. Der Limes zieht sich in diesem Abschnitt aus der Rheinebene kommend allmählich über Arienheller zu den Höhenzügen des Rheinbrohler Walds hinauf. Im Gelände ist heute nichts mehr zu erkennen.
Wp 1/5 „Am Berdelder“
Wp 1/5
Kaum wahrnehmbare Bodenspuren[10] eines ehemals 4,20 × 4,30 Meter großen Steinturms mit 0,85 bis 0,90 Meter starken Mauern, 13 Meter hinter dem Wallgraben des Limes, der hier im Gelände sichtbar zu werden beginnt. Umgeben war der Turm von einem 1,35 Meter breiten und 0,70 Meter tiefen Ringgraben, der vermutlich der Entwässerung diente. Vereinzelte Keramikfunde lassen die Annahme eines älteren, archäologisch nicht nachgewiesenen Holzturm an dieser Stelle zu.
Wp 1/6 Aufgrund des Abstandes zwischen Wp 1/5 und Wp 1/7 vermutete, aber archäologisch nicht nachgewiesene Turmstelle.[11]
Wp 1/7 „Auf der Steinbrink“
Wp 1/7 Sockel
Sichtbarer Schutthügel[12] eines rechteckigen Steinturms, rund 20 Meter vom Palisadengraben des Limes entfernt. Die Seitenlängen betrugen 4,20&nbsp× 4,30 Meter, die Mauer erreichte eine Mächtigkeit von 0,97 Meter. Der Befund eines Pfostenlochs kann als wahrscheinliches Indiz für einen älteren Vorgängerturm interpretiert werden.

Von der Galerie dieses Turmes aus konnte die gesamte Limesstrecke zurück bis zum Wp 1/1, vorwärts bis zum Wp 1/10, sowie das linke Rheinufer überschaut werden.

Wp 1/8 „Auf Hottels Buchen“
östlicher Steinturm, Wp 1/8
Lage nach den Forschungsergebnissen der Reichs-Limeskommission.
Befundaufnahme der Reichs-Limeskommission
Auf einem quer zum Rheintal gelegenen Bergrücken wurde im Rheinbrohler Wald der Wachturm Wp 1/8 entdeckt und 1894 durch den Archäologen und Streckenkommissar der Reichs-Limeskommission, Georg Loeschcke (1852–1915), ergraben. Es zeigte sich, daß die östliche der beiden ergrabenen Turmstellen an diesem Platz zu den besterhaltendsten Limeswachtürmen in Westerwald gehörte, da ihre Ruine damals noch rund 1,5 Meter hoch erhalten war. Da die Grabungsschnitte nach der Untersuchung nicht wieder verfüllt wurde, kam es unter anderem zu Verwitterungsschäden.[13] Wie Fotografien bezeugen, litt der Fundplatz vor allem jedoch erst seit Anfang der 1970er Jahre, als die an einem Wanderweg gelegene östliche Turmstelle immer wieder ohne Sachkenntnisse freigelegt wurde. Zudem wurden 1974 in Privatinitiative beide Türme als Steinbruch mißbraucht, um eine unsachgemäße Turm-Rekonstruktion nahe der antiken Turmstelle Wp 1/1 zu errichten.

Für die Bestandsaufnahme des Limes im Jahr 2000, die der Antragstellung als UNESCO-Welterbe vorausging, wurde der Fundplatz erneut archäologisch untersucht. Die Turmstellen waren inzwischen vollkommen zerwühlt, zusammenhängendes Mauerwerk kaum mehr sichtbar.[14] Um eine gänzliche Zerstörung zu verhindern, erfolgte im Frühjahr und Herbst 2005 sowie im Spätherbst 2006 eine Nachuntersuchung mithilfe moderner Standards.[15] Anschließend wurden die Befunde konserviert. Heute sind beide Turmstellen in einen kleinen archäologischen Park integriert.[14] Nahebei befindet sich bereits seit Jahrzehnten eine kleine Schutzhütte für Wanderer.

3.1 Holzturm

Das älteste Bauwerk an diesem Platz war ein viereckiger Holzturm, der Seitenlängen von rund 4,25 Metern Länge besaß.[16] Die Bauweise folgte dem üblichen Schema am Obergermanischen Limes. So besaß der Turm einen ohne Unterbrechung umlaufenden, rechteckigen Spitzgraben mit abgerundeten Ecken. Dieser Graben half insbesondere bei der Trockenhaltung des Bauwerks. Seine Seitenlängen – aus der Mitte gemessen – betragen neun Meter. Besonders im unteren Teil der Verfüllung des Grabens, auf dessen Sohle, fand sich Brandschutt mit Holzkohle und darüber verbrannte Lehmbrocken. Keramikscherben wurden fast ausschließlich in den oberen Schichten des Grabens sowie im Abbruchschutt des westlichen, älteren Steinturms entdeckt. Sie stehen damit wahrscheinlich in Zusammenhang mit diesem zweiten Turm.[17]

3.2 Westlicher Steinturm

Nach der Mitte des 2. Jahrhunderts entstand unmittelbar über dem Grundriß des Holzturms, der offenbar einem Brand zum Opfer gefallen war, ein quadratischer Turm aus vor Ort anstehenden Grauwacke-Bruchsteinen von 4,4 × 4,3 Metern Seitenlänge.[18] Die Mauerstärke betrug im Mittel 0,90 Meter. Mit einer Innenfläche von rund 2,50 × 2,50 Metern fällt dieser Turm verhältnismäßig klein aus. Mit seiner nordöstlichen Flanke orientiert er sich parallel zum Verlauf des Limesgraben, von dessen Mittelline er lediglich rund 4 Meter entfernt liegt. Zur Zeit der Reichs-Limeskommission hatte der Turm noch eine Höhe von 0,55 Metern besessen.[17] Irgendwann wurde der Turm wegen Baufälligkeit oder Zerstörung aufgegeben. Zwei Pfostengruben vor der Nordostmauer des Turmes deuten auf Instandhaltungsmaßnahmen hin. Sie könnten aber auch in die Erbauungsphase gehören.[19]

3.3 Östlicher Steinturm

8,5 Meter vom westlichen Steinturm entfernt, wurde zuletzt ein dritter Turm errichtet.[20] Als Baumaterial fanden Mauersteine des älteren Steinturms Verwendung. Der letzte Turm an dieser Fundstelle besitzt einen quadratischen Grundriß mit Seitenlängen von rund 4,4 Metern. Die Mauerstärke wurde mit 0,90 Metern eingemessen. Mit 2,60 × 2,60 Metern Innenfläche entspricht der neue Turm fast genau dem älteren, doch wurde sein Fundament doppelt so tief – insgesamt 0,60 Meter – angelegt und springt rund 0,06 bis 0,10 Meter aus dem äußeren Mauerverband hervor. Verputzreste konnten wie am älteren Steinturm keine beobachtet werden. Auch fand sich kein Hinweis auf eine Eindeckung des Daches mit Ziegeln oder Schiefer, was möglicherweise auf ein holzschindelgedecktes Dach hinweisen könnte. Aufgrund der umfangreichen Altgrabung waren die antiken Schichten an diesem Turm weitgehend gestört. Ein rund 0,30 Meter breiter und 0,20 Meter tiefer, tonig-lehmiger Streifen, der außerhalb des Turmes parallel zu dessen Südostseite entlangführt, könnte auf die ursprüngliche Traufrinne hinweisen, von der das Regenwasser an dieser Stelle hinabfiel. Da dieser Streifen lediglich 0,70 Meter von der Turmflanke entfernt liegt, könnte sich ein Dachüberstand von 0,70 bis einen Meter rekonstruieren lassen.[19] In diesem Falle hätte der Turm keinen äußeren Umgang besessen, wie dies beispielsweise auch bei Türmen der älteren Odenwaldlinie der Fall war.

3.4 Limesdurchgang

Etwas abweichend zum Befund der Reichs-Limeskommission konnte die Nachuntersuchung 2005/2006 die Forschungsergebnisse darstellen. Unmittelbar vor dem westlichen Turm befand sich eine Unterbrechung des Limesgrabens, was auf einen Durchgang hinweist. Durchgänge am Limes sind nichts außergewöhnliches. Neben dem Handelsverkehr mit dem Barbaricum nutzte insbesondere auch das römische Militär diese Limestore zur Vorfeldüberwachung. Der Grabungsplan von Loeschcke konnte dahingehend korrigiert werden, daß der Graben vor dem östlichen Steinturm offenbar noch nicht aussetzte und damit die von ihm bereits festgestellte Grabenunterbrechung etwas schmäler ausfällt. Auch der Befund einer schmalen Rinne, die Loeschcke zwischen den beiden Grabenenden festgestellt hatte, konnte nach der Neuaufdeckung genauer untersucht werden. Es wurde festgestellt, daß die Rinne keinen direkten Bezug zum Limesgraben besitzt, sondern solitär entstand und als Zaungräbchen angesprochen werden muß, durch den der Limesdurchgang gesperrt werden konnte. Neben diesem einen Gräbchen wurden zwei weitere parallel verlaufende festgestellt, die zu unterschiedlichen Zeiten in Verwendung waren. Vereinzelne Keilsteinsetzungen machen den Befund als Zaungräbchen besonders deutlich. Die vor dem Limesgraben gelegene große hölzerne Palisade hat offenbar vor dem Durchgang nicht ausgesetzt.[21] Ein Befund, der die Diskussion um die bisher unbekannte zeitliche Abfolge der Errichtung von Graben und Palisade angeheizt hat.

3.5 Funde

Das Fundgut von 2005/2006 umfaßt hauptsächlich einfache Gebrauchskeramik des späten 2. Jahrhunderts. Nur vier kleine Bruchstücke stammen von Terra-Sigillata-Waren.[22] Besonders bemerkenswert ist eine schwer fragmentierte Inschriften, die sich während der Nachuntersuchung im Schutt des östlichen Steinturms fand. Der Archäologe Thomas Becker kam bei seiner Autopsie zu dem Schluß, daß es sich um einen Weihestein, möglicherweise für die Göttin Fortuna, gehandelt haben könnte:[23]

[Deae]
[Fort-]
[una]e
[M(arcus)] Ulp(ius)
[...]sius
[pr]aef(ectus)
[Coh(ors) VII]
[Raet(orum)]
[v(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus)]
[m(erito)]

Übersetzung: „Der Göttin Fortuna. Marcus Ulpius [...]sius, Kommandant der 7. (teilberittenen) Kohorte der Räter, hat sein Gelübde gerne, froh und nach Gebühr eingelöst.“

Ob die hier rekonstruierte Truppe tatsächlich die 7. Räterkohorte gewesen ist, kann letztendlich wissenschaftlich nicht bewiesen werden und ist als Denkansatz anzusehen.

3.6 Konservierung

Im Frühjahr 2008 wurden die originalen Fundamente der Türme sowie das nähere Umfeld mit Erde bedeckt, um das Gelände vor weiterem Vandalismus und Witterungseinflüssen zu sichern. Auf dieser konservierenden Erdschicht wurde anschließend genau über den Turmfundamenten ein neues Fundament mit einigen Steinlagen errichtet, das den Besuchern die Lage erklären soll. Parallel wurde das Grundstück aus Privatbesitz von der Gemeinde Rheinbrohl erworben.[24]

Wp 1/9 „Am Beulenberg“ Kaum wahrnehmbare Bodenspuren[25] eines Steinturms an der Stelle eines älteren Holzturms, der von einem etwa zwei Meter breiten Ringgraben umgeben war. Der Steinturm stand 29,5 Meter von der Mitte des Wallgrabens entfernt. Der quadratische Turm hatte eine Seitenlänge von 4,10 Meter bei einer Mauerstärke von knapp 0,80 Meter.
Wp 1/10 „Auf dem Marsfeld“
Wp 1/10
Etwa 100 Meter nordwestlich des Jagdhauses Wilhelmsruh befindet sich der gut sichtbarer Schutthügel[26] eines 20 Meter von der Mitte des Wallgrabens entfernt liegenden, quadratischen Steinturmes. Der Turm besaß eine Seitenlänge von knapp 4,40 Meter und eine Mauerdicke von 0,90 bis 0,95 Meter. Um den Turm herum konnte eine relativ mächtige Kulturschicht nachgewiesen werden. Eine Stelle im Limeswall, die eine starke Brandschicht enthielt, wurde als Platz des hölzernen Vorgängerturms interpretiert.

Der Limes erreicht hier die Wasserscheide zwischen Rhein und Wied.
Er wurde im Bereich des Wp 1/10 von einem vorgeschichtlichen Höhenweg gekreuzt, der von Malberg her kommend ins Neuwieder Becken verlief.

Wp 1/11 „Auf dem Freßhelder“
Wp 1/11
Wp 1/11
Etwas mehr als 50 Meter abseits des Wallgrabens liegt ein sichtbarer Hügel,[27] der in sich die Fundamente eines Steinturms von 4,30 Metern Seitenlänge und etwa 0,75 Meter Mauerstärke birgt. Auffällig war, dass bei diesem Turm nicht konventionell in horizontalen Lagen, sondern schräg in Form des Opus spicatum geschichtete Mauerwerk.

Spuren eines älteren Holzturmes[28] von 4,75 × 4,35 Metern Seitenlänge, der von einem 19 Meter durchmessenden Graben großzügig umfaßt war, konnten nachgewiesen werden.

Wp 1/12 „Beim Weierhof“ Auf landwirtschaftlicher Nutzfläche, 39 Meter hinter dem Wallgraben befindlicher, zwischen zwei Baumgruppen erkennbarer und ausgewiesener Schutthügel[29] eines ehemaligen Steinturms von 4,80 × 4,80 Metern Größe mit 0,65 bis 0,75 Meter starken Mauern. Auch dieser Turm wies, wie der Wp 1/11, Konstruktionsmerkmale des Opus spicatum auf. Ein weiterer, in der Literatur verzeichneter Steinturm ist abgegangen, ein Holzturm konnte nicht nachgewiesen werden.
Wp 1/13 „Am Rennweg“ Wahrnehmbare Überreste[30] eines 5,30 × 5,30 Meter großen, ungefähr 52 Meter vom Wallgraben entfernten Steinturms mit 0,90 Meter mächtigen Mauern. Ein Holzturm[31] wurde anhand des keramischen Fundmaterials nachgewiesen.
Wp 1/13a Vermutete, aber archäologisch nicht nachgewiesene Turmstelle.[32] Zwischen dieser und Wp 1/13 befand sich eine Unterbrechung des Limeswalls und des großen Grabens, während der Palisadengraben keinerlei Unterbrechungsmerkmale aufwies.
Wp 1/14 „Am Forsthofweg“
Wp 1/14 Innen
Schwach im Gelände wahrnehmbare Bodenverformungen[33] durch den Schutthügel eines ehemaligen Steinturms mit einem Grundriß von 4,30 × 4,50 Meter und einer Mauerstärke von 0,75 Meter. Im Inneren des Turms wurde eine Brandschicht mit Scherben sowie Eisen- und Bronzefragmenten nachgewiesen. Spuren eines Holzturms sind in der Literatur nicht dokumentiert.

Der Turm liegt nur gut 20 Meter von der Nordwestecke des Kleinkastells am Forsthofweg entfernt.

KK Kleinkastell Am Forsthofweg siehe Hauptartikel Kleinkastell Am Forsthofweg


4 Denkmalschutz

Das Kleinkastell Rheinbrohl und die erwähnten Bodendenkmale sind als Abschnitt des Obergermanisch-Rätischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind die Anlagen Kulturdenkmale nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Rheinland-Pfalz (DSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig. Zufallsfunde sind an die Denkmalbehörden zu melden.

5 Erlebnismuseum RömerWelt am Caput Limitis

Im Rheinbrohler Ortsteil Arienheller befindet sich das Ende 2008 eröffnete Erlebnismuseum RömerWelt am Caput Limitis. Die Trägerschaft dieser auf die Regionalvermarktung orientierten Einrichtung liegt bei der Stiftung „Caput Limitis“ Rheinbrohl.

6 Siehe auch

7 Literatur

  • Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage. Gebr. Mann, Berlin 2000. ISBN 3-7861-2347-0, S. 91–93.
  • Thomas Becker: Ein Inschriftenfragment vom Wachturm 1/8 bei Rheinbrohl. Zur „Inschriftenausstattung“ der Wachtürme am Obergermanisch-Raetischen Limes. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Neue Forschungen am Limes. 4. Fachkolloquium der Deutschen Limeskommission 27./28. Februar 2007 in Osterburken. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2251-7, (= Beiträge zum Welterbe Limes, 3), S. 43–57.
  • Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches. Abt. A, Bd. 1: Die Strecken 1 und 2. Petters; Heidelberg, Berlin, Leipzig 1936.
  • Christian Fleer: Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes. In: Egon Schallmayer (Hrsg.): Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg.(Saalburg-Schriften 6), Bad Homburg v.d.H. 2004, ISBN 3-931267-05-9, S. 75–92.* Margot Klee: Limes. Strecke 1, WP 1/1 - 1/93. In: Heinz Cüppers: Die Römer in Rheinland-Pfalz. Lizenzausgabe der Auflage von 1990, Nikol, Hamburg 2002. ISBN 3-933203-60-0, S. 442–443.
  • Cliff Alexander Jost: Nachgrabung und Konservierung der Türme am Limes. Wachposten 1(8 im Rheinbrohler Wald. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Neue Forschungen am Limes. 4. Fachkolloquium der Deutschen Limeskommission 27./28. Februar 2007 in Osterburken. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2251-7, (= Beiträge zum Welterbe Limes, 3), S. 31−41.
  • Cliff Alexander Jost: Der römische Limes in Rheinland-Pfalz. (Archäologie an Mittelrhein und Mosel, Bd. 14). Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Koblenz 2003. ISBN 3-929645-07-6, S. 27–43.
  • Margot Klee: Der Limes zwischen Rhein und Main. Theiss, Stuttgart 1989. ISBN 3-8062-0276-1, S. 33–37.

8 Weblinks

 Commons: Römerturm (Rheinbrohl) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

9 Anmerkungen

  1. Brigitta Rabold, Egon Schallmayer, Andreas Thiel: Der Limes, Theiss, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1461-1, S. 26; Hartwig Schmidt: Archäologische Denkmäler in Deutschland – Rekonstruiert und wieder aufgebaut, Theiss, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1395-X, S. 98; Cliff Alexander Jost: Nachgrabung und Konservierung der Türme am Limes. Wachposten 1(8 im Rheinbrohler Wald. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Neue Forschungen am Limes. 4. Fachkolloquium der Deutschen Limeskommission 27./28. Februar 2007 in Osterburken. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2251-7, (= Beiträge zum Welterbe Limes, 3), S. 31−41; hier: S. 31.
  2. Zum Beginn des Limes und zur Wachturmsrekonstruktion auf der privaten Webseite Limesseiten von Claus te Vehne.
  3. So bei Baatz, S. 92. Da die Erdgeschosse von Limeswachtürmen meist über keine Außenzugänge verfügten, muss der Eingang deutlich höher gelegen haben. Ein Fachwerkaufbau auf einem Steinturm ist überdies höchst unwahrscheinlich und der Turm ist mit Sicherheit verputzt und mit einem Dach aus Ziegeln, Schindeln oder Schilf/Stroh gedeckt gewesen. Auch ist die den Turm auf die Regierungszeit des Kaisers Trajan (98–117) datierende moderne Inschrift, die von den Turmerbauern angebracht worden ist, falsch und irreführend, da unter Trajan keine Steintürme am Obergermanischen Limes errichtet worden sind.
  4. ORL = Nummerierung der Limesbauwerke gemäß der Publikation der Reich-Limes-Kommission zum Obergermanisch-Rätischen-Limes
  5. Wp = Wachposten, Wachturm. Die Ziffer vor dem Schrägstrich bezeichnet den Limesabschnitt, die Ziffer hinter dem Schrägstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm.
  6. 50° 30′ 12,99″ N, 7° 19′ 4,34″ O7
  7. 50° 30′ 17″ N, 7° 19′ 2,63″ O7
  8. KK = nicht nummeriertes Klein-Kastell
  9. Ungefähr bei 50° 30′ 32,25″ N, 7° 19′ 23,75″ O7 (Wp 1/2), 50° 30′ 37,85″ N, 7° 19′ 53,25″ O7 (Wp 1/3) und 50° 30′ 46,55″ N, 7° 20′ 13,2″ O7 (Wp 1/4).
  10. 50° 30′ 47,66″ N, 7° 20′ 33,72″ O7
  11. Etwa bei 50° 30′ 48,6″ N, 7° 20′ 57,55″ O7
  12. 50° 30′ 49,74″ N, 7° 21′ 22,27″ O7
  13. Cliff Alexander Jost: Nachgrabung und Konservierung der Türme am Limes. Wachposten 1(8 im Rheinbrohler Wald. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Neue Forschungen am Limes. 4. Fachkolloquium der Deutschen Limeskommission 27./28. Februar 2007 in Osterburken. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2251-7, (= Beiträge zum Welterbe Limes, 3), S. 31−41; hier: S. 31.
  14. 14,0 14,1 Cliff Alexander Jost: Nachgrabung und Konservierung der Türme am Limes. Wachposten 1(8 im Rheinbrohler Wald. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Neue Forschungen am Limes. 4. Fachkolloquium der Deutschen Limeskommission 27./28. Februar 2007 in Osterburken. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2251-7, (= Beiträge zum Welterbe Limes, 3), S. 31−41; hier: S. 32.
  15. Cliff Alexander Jost: Nachgrabung und Konservierung der Türme am Limes. Wachposten 1(8 im Rheinbrohler Wald. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Neue Forschungen am Limes. 4. Fachkolloquium der Deutschen Limeskommission 27./28. Februar 2007 in Osterburken. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2251-7, (= Beiträge zum Welterbe Limes, 3), S. 31−41; hier: S. 33.
  16. Holzturm Wp 1/8 bei 50° 30′ 47,43″ N, 7° 21′ 56,06″ O7
  17. 17,0 17,1 Cliff Alexander Jost: Nachgrabung und Konservierung der Türme am Limes. Wachposten 1(8 im Rheinbrohler Wald. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Neue Forschungen am Limes. 4. Fachkolloquium der Deutschen Limeskommission 27./28. Februar 2007 in Osterburken. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2251-7, (= Beiträge zum Welterbe Limes, 3), S. 31−41; hier: S. 34–35.
  18. Steinturm West bei 50° 30′ 47,43″ N, 7° 21′ 56,06″ O7
  19. 19,0 19,1 Cliff Alexander Jost: Nachgrabung und Konservierung der Türme am Limes. Wachposten 1(8 im Rheinbrohler Wald. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Neue Forschungen am Limes. 4. Fachkolloquium der Deutschen Limeskommission 27./28. Februar 2007 in Osterburken. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2251-7, (= Beiträge zum Welterbe Limes, 3), S. 31−41; hier: S. 36.
  20. Steinturm Ost bei 50° 30′ 47,18″ N, 7° 21′ 56,62″ O7
  21. Cliff Alexander Jost: Nachgrabung und Konservierung der Türme am Limes. Wachposten 1(8 im Rheinbrohler Wald. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Neue Forschungen am Limes. 4. Fachkolloquium der Deutschen Limeskommission 27./28. Februar 2007 in Osterburken. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2251-7, (= Beiträge zum Welterbe Limes, 3), S. 31−41; hier: S. 37–38.
  22. Cliff Alexander Jost: Nachgrabung und Konservierung der Türme am Limes. Wachposten 1(8 im Rheinbrohler Wald. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Neue Forschungen am Limes. 4. Fachkolloquium der Deutschen Limeskommission 27./28. Februar 2007 in Osterburken. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2251-7, (= Beiträge zum Welterbe Limes, 3), S. 31−41; hier: S. 38–40.
  23. Thomas Becker: Ein Inschriftenfragment vom Wachturm 1/8 bei Rheinbrohl. Zur „Inschriftenausstattung“ der Wachtürme am Obergermanisch-Raetischen Limes. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Neue Forschungen am Limes. 4. Fachkolloquium der Deutschen Limeskommission 27./28. Februar 2007 in Osterburken. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2251-7, (= Beiträge zum Welterbe Limes, 3), S. 43–57; hier: S. 43–45.
  24. Cliff Alexander Jost: Nachgrabung und Konservierung der Türme am Limes. Wachposten 1(8 im Rheinbrohler Wald. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Neue Forschungen am Limes. 4. Fachkolloquium der Deutschen Limeskommission 27./28. Februar 2007 in Osterburken. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2251-7, (= Beiträge zum Welterbe Limes, 3), S. 31−41; hier: S. 39.
  25. 50° 30′ 41,43″ N, 7° 22′ 17,89″ O7
  26. 50° 30′ 37,1″ N, 7° 22′ 32,6″ O7
  27. 50° 30′ 14,63″ N, 7° 22′ 36,62″ O7
  28. Bei 50° 30′ 14,3″ N, 7° 22′ 35,92″ O7
  29. 50° 29′ 59,54″ N, 7° 22′ 47,69″ O7
  30. 50° 29′ 41″ N, 7° 23′ 11,46″ O7
  31. Bei 50° 29′ 40,96″ N, 7° 23′ 10,71″ O7
  32. Etwa bei 50° 29′ 40″ N, 7° 23′ 24,15″ O7
  33. 50° 29′ 39,83″ N, 7° 23′ 34,23″ O7

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