Story GalFü der Serie Galaktopol

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GalFü
Autor:Gerhard Kemme

Die Story GalFü ist die siebte Episode der Galaktopol-Serie, in welcher die Erlebnisse der jungen Zeitungsreporterin Silva Wittig geschildert werden, die Reportagen über Einsätze der obersten Polizeibehörde der Milchstraße Galaktopol schreibt. Oftmals begleitet sie Polizei-Oberst Peter Henninhaus bei dessen Ermittlungen oder läßt sich von ihrer Kollegin Monika Zarthold bei der Abfassung der gemeinsamen Kolumne helfen. Die Rahmenhandlung wird in der ersten Episode EINE ABGEDREHTE SCHIEBUNG AM RANDE DER GALAXIE geschildert.

Monika wartete vor dem Krankenhaus in einem kleinen von einer künstlichen Sonne erwärmten Park und genoss Duft und Anblick der blühenden Rosen und Stauden. Ein Pärchen Methan-Enten schnappte nach Käse-Brot-Krumen des gestrigem Abendbrots. Aus der Lazarett-Pforte traten ihre Bekannten Peter und Silva mit Kopfverband. Kaum konnte sie ihren guten Bekannten und ihre Kollegin begrüßen, als bereits eine Taxe heranpreschte. „Na, klappt ja bereits mit der Fernwirktechnik per Gedankentelefon“, lobte der Taxifahrer und Monika starrte sprachlos in die Gesichter ihrer Freunde. „Du hast es gut Monika, du hast keinen Mikrochip im Schädel. Ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber die Krankentrainerin hat uns schon auf Gedankendisziplin gedrillt“, gab Peter eine erste Information. Ihr ungläubiges Staunen entgegnete er mit einer kleinen Vorführung, indem er den Plattenspieler der Taxe per Gedankensignal einschaltete und die Lieblingsplatte von Monika wählte. Vor dem Gebäudetrakt, in welchem sich das Großraumbüro von Peter Henninhaus befand, klinkte sich die Taxe in den Lift ein und entließ ihre Fahrgäste direkt vor dem Flureingang. Es war herrlich, wie von Geisterhand öffnete sich die Sicherheitsschleuse, ohne dass der Zahlencode für den Türöffner eingegeben werden musste.

Der Stellvertreter von Peter Henninghaus bat händeringend um Verzeihung, dass er ihn und Silva über deren Köpfe für einen Dienst eingetragen hätte. Silva bat um einen kleinen Vortrag, was denn überhaupt Sache sei. Die gesamte galaktische EDV war auf eine neue Software namens GalFü umgestellt worden, welche auch eine Umorganisation des gesamten Führungssystems umfasste.

Alle Dienstellen auf Planeten-Ebene werden nunmehr über GalFü vernetzt und geleitet. „Ihr könnt euch denken, wie die Software für Galaktopol nun hiesse: GalFüPol. Die Revolution war perfekt. Alle Stellen, welche Dienste anweisen durften, konnten nunmehr Aufgaben per GalFüPol ins Netz stellen. Jede Abteilung und deren Mitarbeiter hatten sich auszusuchen, welche Aufträge und Missionen sie bearbeiten wollten: Auf die verlangte Stundenzahl mussten sie allerdings kommen. Da alle anwesenden galaktischen Beamten das Zeitkonto der Abteilung wenig gefüllt hatten, gab es vorweggenommene Jobs für Erkrankte oder Beurlaubte. Der Kollege ließ den Dateimanager mit den angebotenen Polizei-Aufträgen als Holografie im Raum schweben: Drei Millionen Einträge! Doch die Nachfrage nach Jobs und Stunden entsprach diesem Umfang. „Rück' es schon heraus, was hast du für uns gebucht?“ Er pointete auf den Eintrag: „Begleitung von Regierungsmitgliedern des galaktischen Zentralgestirns, die dem Planeten Saturn besuchen, durch Beamte und Angestellte der Dienststelle Galaktopol.“ Peter Henninghaus guckte noch etwas fragend: „Es gibt also einen Besuch der Regierung unserer Galaxie Milchstraße und Silva und ich sollen diese hohen Persönlichkeiten auf ihrer Sightseeing-Tour begleiten?“ Da sich nur der Minister für „Sicherheit und Kriminalitätsbekämpfung“ sowie die Ministerin für „Öffentlichkeitsarbeit“ samt Mitarbeiterstab angemeldet hätten, würde sich der Aufwand noch in Grenzen halten, beruhigte der Kollege. Die Galaktopol-Roboter würden von der Automaten-Abteilung bereits vorbereitet. Da Silva und Peter nunmehr über Fernwirktechnik per neuronalem Mikrochip verfügten, sollte es eigentlich ein Kinderspiel sein, eine kleine Leistungsshow mit den Robotern vorzuführen. Monika verstand kaum noch ein Wort, wollte Peter und Silva auch nicht einfach alleine der Arbeitswut des Kollegen überlassen. Sie betraten nach einer längeren Fahrt mit der behördeninternen Bahn die technische Abteilung, eine überdimensionale Werkhalle voller Roboter, Laborplätzen und Übungsstrecken. Ingenieure eilten auf die Eintretenden zu und informierten darüber, dass Silva und Peter jeweils einhundert Automaten modernster Bauart befehligen würden. Das Training begann: „Bitte um Denkdisziplin! Farbfelder betätigen! Zahlenfelder betätigen!“

Aufgrund der zu erwartenden Aufgaben arbeitete Silva gedanklich mit einer visuellen Benutzeroberfläche. Sie konnte eine Art von Laser-Pointer gedanklich auf ein Auswahlmenü richten, welches als Holografie in ihrem Hybridgehirn schwebte. Zusammen mit den Robotern und einigen Kollegen aus der technischen Abteilung operierten Silva und Peter in einem lokalen Netzwerk. Denkdisziplin und Zurechtfinden auf der virtuellen Menütastatur einer Holographie, die aus aufgestapelten Bildschirmen wie in einem Überwachungsstudio bestand, waren die ersten Schritte in eine neue Denkwelt aus Telepathie und Telekinese - der implantierte Mikrochip im Schädel ermöglichte es. Wenn Silva teilweise nicht weiter wußte, konnte sie die Holographie in ihrem Hybrid-Gehirn durch eine von ihr gewählte Figur erweitern, die dann - so oft sie wollte - die Bedienung demonstrierte. Es war eine Lehrer-Figur wie aus dem Wilhelm-Busch-Archiv, die ihr nun beibrachte, durch visuelle Sensoren der Roboter zu blicken oder per umgrenzender Linie aus einer wirren Ansammlung von Automaten eine geordnete Formation zu bilden. Monika stieß ihre Freundin an und meinte: "Du siehst richtig blöde aus! Kannst du bitte für einen Moment den Mund wieder schließen und normal gucken?" Da Wahrnehmungen über eigene Sinnesorgane nur ein Datenstrom unter vielen war, dauerte es eine Zeitlang, bis Silva wieder mit Monika Kontakt auf nahm. Irgendjemand rief, daß sich die Raumschiff Flottille der zentralen Regierung der Galaxie Milchstraße näherte. Sie traten hinaus auf den Exerzierplatz der Abteilung und blickten durch die gläserne Kuppel hinauf zum Himmel. Eine schier unendliche Reihe von Raumschiffen hatte die für Raumsprünge erforderliche galaktische Straße für Hochgeschwindigkeit verlassen und bremste sich mit Vorwärtsschub in die Umlaufbahn ein. Fern am Horizont landeten die Raumschiffe aus einer anderen Welt. Für alle Zuschauer war es fast unbegreiflich, dass es sich immer noch um eine Menschenwelt handelte und daß zwei der ranghöchsten Funktionäre der galaktischen Menschheit gleich nah vor ihnen stehen würde.

Der Chef von Polizeioberst Peter Henninghaus blickte zur Uhr und informierte, daß die hohen Gäste in einer Stunde auf dem Platz des Großmarktes von Ringstadt stattfinden solle und jetzt vielleicht die beste Gelegenheit wäre, sich mit den beiden Kolonnen der Roboter auf den Weg zu machen. Silva stieß nunmehr Monika in die Seite: "Du, ich muß die Roboter wieder auf Trab bringen." Sie gab wie beim Basistraining in Raumverteidigung einen virtuellen Laut von sich und die Automaten signalisierten Aufmerksamkeit. Wer Tabellen erstellen kann, kann auch Roboter führen. Sie markierte mit einer leuchtenden Schlaufe, wer gemeint war, definierte vorne und hinten, dann noch "vier nebeneinander, alles folgt" und "Marsch!". Etwas rasselnd und grölend zogen die beiden Kolonnen wie zwei Kompanien des alljährlichen Schützenfestes oder Schlachtenbummler des Ringstadt SV durch eine Hauptstraße zum Gelände des Großmarktes. Silva und Peter ließen ihre Automaten vergleichbar mit römischen Kohorten als Blöcke antreten. Aus der Tunnelöffnung strömten bizarre Transportschlitten, die von Überwachungsfahrzeugen der Verkehrsstaffel eskortiert wurden. Monika blickte ihre Freundin an: "Man kann ja gar nichts erkennen, die hätten wenigstens eine Tribüne aufbauen sollen." "Warte es ab, die Zentralregierung denkt an alles", bemerkte Peter. Kaum gesagt, erhob sich eine riesige Wolke von kleinen schwarzen Fliegen oder Teilchen und sammelte sich dann zu einer kleinen Anhöhe. "Intelligente fliegende Nano-Teilchen", informierte fachmännisch ein Arbeiter der Roboter Werkstatt. Jetzt stiegen die Minister aus den Transportschlitten - besser gesagt - sie flossen heraus. Die administrativ tätigen Bewohner des zentralen Planetensystems besaßen zwar noch einen menschlichen Kern, sahen aber für die Bewohner von Ringstadt, einer großen Verwaltungsstadt des Planeten Saturn, sehr fremdartig aus. Der Körper bestand aus einer mobilen Rechen- und Sendeanlage, die mit einem überdimensionalen menschlichen Gehirn neurologisch verkoppelt war. Um dieses Rechenzentrum herum, lag ein völlig mobiler Fließkörper, der mittels mikroskopisch kleiner mechanischer Teilchen Gliedmaßen aufbauen und bewegen konnte. Die beiden Minister hatten Kraken-Körper gewählt und gestalteten ein freundliches Begrüßungslächeln. Der Bürgermeister höchstpersönlich forderte das Mikrofon und begrüßte sowohl den hohen Besuch als auch die Einwohner der Region Ringstadt: "Sehr geehrte Frau Ministerin, sehr geehrter Herr Minister, liebe Bürger und Freunde, es ist mir eine wunderbare Pflicht, Abgesandte der galaktischen Zentralregierung anlässlich der Einweihung des nagelneuen Führungssystems GalFü begrüßen zu dürfen. Spaß und Pflicht, zwei Säulen auf denen nunmehr eine auf Billiarden Exemplare angewachsene Menschheit ihr weiteres Streben aufbauen wird. So ist es aber nicht nur eine Darbietung aus fernen Planetensystemen, sondern auch die Präsentation einer typischen Verwaltungsstadt des Planeten Saturn für unsere Besucher. Die Show soll beginnen mit einer Vorführung unserer wichtigsten Behörde: Galaktopol, die für kriminalistische Ermittlungen und Verfolgungen auf galaktischer Ebene zuständig ist - und dazu gut verdrahtete und programmierte Roboter benötigt: Polizeioberst Peter Henninghaus und seine Assistentin Silva Wittig werden die Roboter Kolonnen führen. Viel Spaß!" Silva blickte aus den Augenwinkeln zu den Automaten von Peter hinüber und stellte fest, dass er mit ihnen ein Marschprogramm absolvieren wollte. Sie wählte lieber tanzende Bewegungsfiguren wie bei einem Karnevalsumzug - so blieb eine lockere Formation erhalten und die Figuren drehten und tänzelten bei der Bewegung. Rot klickte plötzlich eine Vorrangmeldung in ihr virtuelles Gesichtsfeld: "Roboter 2113, ich nehme Gefechtslärm und den Geruch einer Laserwaffe wahr!" Tatsächlich schien es so, dass aus einer Seitengassen Banditen in Schußposition kommen wollten. Peter Henninghaus übernahm jetzt auch die Führung ihrer Roboterkolonne: "An Gefechtsfeldrechner, Lageanalyse und Entscheidungsvorschläge!" Die gesamte Holographie wurde von der Antwort des Rechners eingenommen: "Robotermauer vor der Anhöhe mit den Besuchern hochziehen!" Als hätten die Automaten auf die Anweisung bereits gewartet, bildeten sie vor der Ehrentribüne eine Doppelreihe, auf die wiederum die anderen Roboter Kollegen kletterten, so dass nach einer Minute die Regierungsmitglieder gegen den Angriff aus der Seitengasse geschützt waren. Einige gepanzerte Limousinen von Galaktopol Inspektoren rasten heran und nach kurzem Handgemenge konnten die Rebellen oder Banditen abgeführt werden. Peter ließ die Automaten wieder in zwei Blöcken antreten und die Minister applaudierten wegen der spannenden und lehrreichen Vorführung. Für eine Viertelstunde waren noch Fototermin und Pressekonferenz angesagt: Silva drängte mit Peter und Monika nach vorne, um zumindest einmal einem galaktischen Minister die Hand zu schütteln. Es war schon toll, Rasan Kappa, der Minister für Ordnung und Sicherheit, streckte den angetretenen Reportern zwanzig Hände gleichzeitig entgegen und formte über deren Arme zwanzig individuelle Begrüßungsgesichter. Polizeioberst Peter Henninghaus war - so sagte es jedenfalls Rasan Kappa - ein alter Bekannter, sogar Schulfreund von Peter. In der Karriere wäre es dann etwas auseinander gegangen, da Rasan aus einer angesehenen sehr wohlhabenden Familie mit langer Politiker Tradition entstammte und sich bereits frühzeitig einen modernen Körper leisten konnte. Silva wagte es und fragte, ob er auch Gefühle kennen würde. Rasan wurde etwas verlegen und ließ eine leichte Rotfärbung um sein elftes Gesicht zu. Die Probleme der Menschheit seien so enorm, er wäre gezwungen alle Kapazitäten zu deren Bewältigung einzusetzen - manchmal bliebe eine verschwiegene Erinnerung. Mehr nicht. Es gab noch ein Hallo und Tschüss, dann war die Begrüßungsprozedur beendet und der hohe Besuch verschwand im Tunnel, um den Rückflug anzutreten. Etwas benommen blickten sie den leuchtenden Raketentriebwerken nach, die sich langsam der Schwerkraft des Saturns entzogen.

Im Büro konnte der Job auf dem GalFüPol-Bildschirm abgehakt werden. Silva und Monika telefonierten mit der Redaktion, um eventuell die Kolumne über den Besuch zu einem Leitartikel zu erweitern. Grünes Licht für den Leitartikel von Monika Zarthold und Silva Wittig:
LASERSCHÜSSE AM GROSSMARKT
Besuchstag am Großmarkt von Ringstadt. Banditen hatten diese Menschenansammlung mit einem Selbstbedienungsladen für den Erwerb von galaktischen Talern verwechselt - nichts da. Das Klicken der Handfesseln tönte über den Markt und die Gefängnisbehörde kann sich über Arbeitsmangel nicht beschweren. Selbst Rasan Kappa, der Fürst des zentralen Planetensystems, freute sich, schwenkte unsere Zeitung und himmelte meine Freundin und Kollegin Monika Zarthold aus lockenden Augen an. Eure Silva Wittig und Monika Zarthold, Ringstadt, Saturndepartment 98455. Saturn, den 16. April im Jahre der Galaxie 3155.


Siehe auch

Galaktopol - Serie von Science-Fiction Stories

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