Stolpersteine im Raum Rhaunen

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Das Erinnerungprojekt der Stolpersteine - Hier allerdings anhand eines Bildes der Stolpersteine in Frankfurt am Main
Die Stolpersteine im Raum Rhaunen sind Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig, welche im Herbst 2012 verlegt wurden, um an das Schicksal der Juden [1] in der Verbandsgemeinde Rhaunen (Landkreis Birkenfeld in Rheinland-Pfalz) im Dritten Reich zu erinnern.
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1 Planung und Umsetzung der Aktion Stolperstein im Raum Rhaunen

  • Im Sommer 2011 trafen sich auf Einladung von Gernot Fritz 50 interessierte Bürger der Verbandsgemeinde Rhaunen zu einer Informationsveranstaltung zu der in Rhaunen geplanten Aktion Stolperstein.
  • Danach wurde ein Arbeitskreis gegründet, der die infrage kommenden Personen ermittelte und die Einverständniserklärungen der Hausbesitzer zur Verlegung der Stolpersteine einholte. Dazu waren umfangreiche Recherchen in den vom Bundesarchiv Koblenz herausgegebenen Gedenkbüchern "Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945" und der Datenbank von Yad Vashem nötig. Man kam überein, nicht nur an im Dritten Reich ermordete Menschen, sondern auch an jene die zur Flucht gezwungen wurden [2] zu erinnern. [3]
  • Die Aktion Stolperstein hatte im Raum Rhaunen eine breite und positive Resonanz unter den Bürgern. Sie wurde von der Orts- und Verbandsgemeinde sowie von der evangelischen und katholischen Kirche unterstützt. Zahlreiche Menschen spendeten für das Projekt, und die evangelische Kirchengemeinde stellte den Erlös ihres Gemeindefestes zur Verfügung. [4] Auch der Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde Bad Kreuznach, Masud Gilardy, begrüßte das Vorhaben der Verlegung der Stolpersteine. [5]
  • Im März 2012 waren die Vorbereitungen dann soweit abgeschlossen, dass man mit dem Künstler Gunter Demnig Kontakt aufnahm.
  • Im September 2012 verlegte Demnig die ersten Stolpersteine. Geplant sind in einem ersten Schritt 29 Stolpersteine. Weitere sollen später folgen.

2 Kurze Geschichte der Juden im Raum Rhaunen

2.1 Mittelalter bis 1933

Die Synagoge von Hottenbach auf einer Postkarte um das Jahr 1900.
  • Wenige Zentren jüdischen Lebens existierten im Hunsrück schon ab dem 13. Jahrhundert. Wildgraf Johann von Dhaun erhielt im Jahr 1390 die kaiserliche Genehmigung zur Ansiedlung von 15 Schutzjuden in seinem Territorium. [6] Exakt nachgewiesen werden kann eine jüdische Ansiedlung für den Raum Rhaunen für diese frühe Zeit allerdings nicht.
  • Die ersten Juden in der heutigen Verbandsgemeinde Rhaunen sind Ende des 16. Jahrhunderts für Hottenbach urkundlich erwähnt. Vor dem Jahr 1700 lebten Juden anscheinend nur in Hottenbach. Später gab es dann auch Erwähnungen jüdischer Menschen in Stipshausen.
  • In der Folgezeit nahm die Anzahl der Juden im Raum Rhaunen zu. Im Jahr 1730 lebten hier sechs jüdische Familien. Sie waren vor allem im Viehhandel stark vertreten. Sie wurden geduldet, da der Landesherr durch sie finanzielle Vorteile hatte, waren aber den damals üblichen Diskriminierungen ausgesetzt und mussten Schutzgeld zahlen. Nach 1760 gab es in Rhaunen anscheinend schon eine jüdische Schule.
  • Im Rahmen der Französischen Revolution kam der Hunsrück zu Frankreich, und die Gleichberechtigung aller französischen Juden betraf nun auch die Juden im Raum Rhaunen. Im Jahr 1796 wurde eine neue Synagoge gebaut. [7] Im Jahr 1808 lebten in Rhaunen selber 74, in Weitersbach 13, in Hottenbach 119, in Hellertshausen 13 und in Stipshausen 17 Juden. [8] Die Familien lebten meist vom Vieh- und Pferdehandel. Einige waren auch als Metzger, Gastwirte oder Kaufleute aktiv. [9]
  • Für das Jahr 1828 wurden für die Bürgermeisterei Rhaunen 5.001 Einwohner und darunter 284 Juden angegeben. [10]
  • Da das Hunsrück eine wirtschaftlich schwache Region war, wanderten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts viele Menschen aus. In Hottenbach sank die jüdische Bevölkerung von 140 Personen im Jahr 1943 auf 60 Personen im Jahr 1895. In Rhaunen selber stieg sie im selben Zeitraum dagegen von 83 auf 104 Personen.
  • Im Jahr 1925 lebten in Rhaunau dann 70 Juden.

2.2 1933 bis 1945

Ansicht der geplanten Rhauner Synagoge (1902, nicht verwirklicht).
  • Ab 1933 war die jüdische Bevölkerung dann Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt. In diesem Jahr betrug die jüdische Bevölkerung in Rhaunen noch 58 Juden.
  • Das erste Opfer war im Jahr 1936 der körperbehinderte Simon Meyer aus Stipshausen, der bei einer Zwangssterilisierung im Trierer Krankenhaus umkam.
  • Im Jahr 1937 wurde den Juden der Viehhandel verboten, und ein Jahr später wurden jüdische Kinder vom Schulunterricht ausgeschlossen.
  • Am Abend des 10. Novemer 1938, einen Tag nach der Reichspogromnacht, demolierten SA-Angehörige die Synagogen in Hottenbach und Rhaunen. Angezündet wurden die Synagogen allerdings nicht. In Rhaunen wurde zusätzlich das jüdische Schuhgeschäft Grünewald geplündert. Die Synagoge in Rhaunau wurde einige Tage nach ihrer Demolierung von der Feuerwehr abgerissen. Die Hottenbacher Synagoge wurde als Soldatenunterkunft und später als Gefangenenlager zweckentfremdet, blieb aber von der Bausubstanz erhalten.
  • Angesichts der prekären Lage flohen viele jüdische Familien in die USA oder nach Palästina. In Stipshausen emigrierten die letzten Juden im Jahr 1938, und in Hottenbach im Jahr 1940. Die letzten denen die Flucht gelang waren im Juli 1941 Josef und Ida Eulau.
  • Die restlichen 17 Rhaunauer Juden wurden am 15. Oktober 1941 auf Lastwagen geschafft und deportiert. Ihr genaueres weiteres Schicksal ist bis auf wenige Ausnahmen nicht exakt geklärt. [11]
  • Von den in im Raum Rhaunen geborenen bzw. längere Zeit lebenden Juden sind anscheinend 46 nachweislich dem NS-Terror zum Opfer gefallen. [12]

3 Personen an die erinnert wird

  • Die Stolpersteine sind bzw. sollen an verschiedenen Stellen eingelassen werden. Dabei liegen die Stolpersteine einer zusammengehörigen Familie beisammen.

3.1 Familie Arthur Ermann

  • Die Stolpersteine für die Familie Arthur Ermanns liegen an der Adresse Zum Idar 18. Die Mitglieder der Familie sind:
  • Arthur Ermann (* 5. März 1890; † 15. Oktober 1941) war von Beruf Viehhändler. Er wurde nach Lodz deportiert, wo er schwer erkrankte und am 12. April 1943 an Hunger verstarb. [13]
  • Frieda Ermann ((geb. Meyer)* 13. Mai 1895 in Laufersweiler; † 1942 in Bergen-Belsen) war die Ehefrau von Arthur Ermann. Wie dieser wurde sie nach Lodz deportiert. Im Jahr 1942 verstarb sie in Bergen-Belsen.
  • Margot Ermann (* 9. Februar 1928; † 1944) war die Tocher der beiden oben genannten Personen. Sie wurde ebenfalls nach Lodz deportiert, und kam später nach Bergen-Belsen kam. Sie wurde für tot erklärt. Ergänzend zu den Angaben des Gedenkbuches des Bundesarchivs gibt es einen Hinweis, wonach sie nach Chelmno verlegt und dort 1944 verstarb. [14]

3.2 Familie Haas

  • Die Stolpersteine für die Familie Haas liegen an der Adresse Zum Idar 18. Die Mitglieder der Familie sind:
  • Norbert Haas (* 18. April 1898; † 1942) stammte aus Hottenbach und war von Beruf Viehhändler. Er diente im 1. Weltkrieg als Leutnant. Er heiratete und wohnte mit Frau und zwei Kindern später in Stipshausen und Rhaunen. Er wurde im Jahr 1941 deportiert und kam starb vermutlich im Jahr 1941 in Litzmanmstadt [15] oder 1942 in Chelmno [16] um.
  • Martha Haas ((geb. Levy) * 16. März 1899 in Konz; † vermutl. 1942)) war die Ehefrau von Norbert Haas. Sie wurde im Jahr 1941 deportiert und kam eventuell im Jahr 1942 in Chelmno um.

3.3 Familie Adolf Ermann

  • Die Stolpersteine für die Familie Adolf Ermanns liegen am Bergweg 4. Die Mitglieder der Familie sind:

3.4 Familie Frenkel

  • Die Stolpersteine für die Familie Frenkel liegen Im Eck 11. Die Mitglieder der Familie sind:
  • Edmund Frenkel (* 27. August 1883; † ?) war von Beruf Viehhändler. Er war mit Selma Frenkel (geb. Loeb) verheiratet und hatte mit ihr den Sohn Helmut. Die gesamte Familie konnte im Dezember 1937 noch in die USA fliehen.
  • Selma Frenkel ((geb. Loeb); * 6. September 1890; † ?) war die Ehefrau von Edmund Frenkel. Sie konnte zusammen mit ihrem Mann und ihrem Sohn Helmut im Dezember 1937 noch in die USA fliehen.

3.5 Familie Klein

  • Die Stolpersteine für die Familie Klein liegen in der Salzengasse 13. Die Mitglieder der Familie sind:

3.6 Familie Loeb

  • Die Stolpersteine für die Familie Loeb liegen in der Otto-Conrad-Straße 3. Die Mitglieder der Familie sind:

3.7 Familie Levy

  • Die Stolpersteine für die Familie Levy liegen Am Wartenberg 10. Die Mitglieder der Familie sind:

3.8 Familie Grünewald

  • Die Stolpersteine für die Familie Grünewald liegen Am Wartenberg 30. Die Mitglieder der Familie sind:

4 Links und Quellen

4.1 Siehe auch

4.2 Weblinks

4.2.1 Bilder / Fotos

4.2.2 Videos

4.3 Quellen

4.4 Literatur

  • Erik Zimmermann: Die Juden im Raum Rhaunen - Streiflichter aus fünf Jahrhunderten; in Heimatkalender 2013 - 75 Jahre Landkreis Birkenfeld / Beiträge zur Geschichte und Gegenwart des Landes an der oberen Nahe, des Westrichs, des Hoch- und Idarwaldes, herausgegeben von der Kreisverwaltung Birkenfeld, Birkenfeld, 2012
  • Hilde Weicich und Erich Stoll: Beiträge zur Geschichte der Juden in Rhaunen; in Mitteilungen des Vereins für Heimatkunde im Landkreis Birkenfeld 65, 1991, Seite 95 bis 184

4.5 Naviblock

4.6 Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Anm.: Prinzipiell sind die Stolpersteine in Rhaunen als Mahnmal an alle Opfer des Nationalsozialismus, also auch Nichtjuden, gedacht. Allerdings handelt es sich bei der überwiegenden Mehrzahl der Opfer um Juden. An einen nichtjüdischen Bürger, der bei Kriegsende wegen regimekritischen Äußerungen ermordet wurde, erinnern die Stolpersteine alledings auch.
  2. Anm.: Siehe z.B. die in die USA geflohene Familie Frenkel im Absatz 3.4 des Artikels.
  3. Erik Zimmermann: Die Juden im Raum Rhaunen - Streiflichter aus fünf Jahrhunderten; in Heimatkalender 2013 - 75 Jahre Landkreis Birkenfeld / Beiträge zur Geschichte und Gegenwart des Landes an der oberen Nahe, des Westrichs, des Hoch- und Idarwaldes, herausgegebem von der Kreisverwaltung Birkenfeld, Birkenfeld, 2012, Seite 186
  4. [pointer=8&tx_ttnews[tt_news]=2370&tx_ttnews[backPid]=1100&cHash=727ee5715c39b2348b1ed5314f3480d8]
  5. Gegen das Vergessen: Auch in Rhaunen sollen Stolpersteine verlegt werden; aus der Rhein-Zeitung vom 20. Juni 2011
  6. Rhaunen (VG Rhaunen, Kreis Birkenfeld) - Jüdische Geschichte / Synagoge; auf www.alemannia-judaica.de
  7. Erik Zimmermann: Die Juden im Raum Rhaunen - Streiflichter aus fünf Jahrhunderten; in Heimatkalender 2013 - 75 Jahre Landkreis Birkenfeld / Beiträge zur Geschichte und Gegenwart des Landes an der oberen Nahe, des Westrichs, des Hoch- und Idarwaldes, herausgegebem von der Kreisverwaltung Birkenfeld, Birkenfeld, 2012, Seite 187 und 188
  8. Adolf Kober, Elisabeth Moses und Friedrich Wilhelm Bredt: Zur Geschichte und Kultur der Juden im Rheinland, Verlag Schwann, 1985, Seite 92
  9. Rhaunen (VG Rhaunen, Kreis Birkenfeld) - Jüdische Geschichte / Synagoge; auf www.alemannia-judaica.de
  10. Friedrich von Restorff: Topographisch-Statistische Beschreibung der Königlich Preußischen Rheinprovinzen, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin, 1830, Seite 922
  11. Erik Zimmermann: Die Juden im Raum Rhaunen - Streiflichter aus fünf Jahrhunderten; in Heimatkalender 2013 - 75 Jahre Landkreis Birkenfeld / Beiträge zur Geschichte und Gegenwart des Landes an der oberen Nahe, des Westrichs, des Hoch- und Idarwaldes, herausgegeben von der Kreisverwaltung Birkenfeld, Birkenfeld, 2012, Seite 190 und 191
  12. Rhaunen (VG Rhaunen, Kreis Birkenfeld) - Jüdische Geschichte / Synagoge; auf www.alemannia-judaica.de
  13. Eintrag zu Arthur Ermann auf im Bundesarchiv
  14. Stolpersteine gegen das Vergessen; auf der Internetseite der Ortsgemeinde Rhaunen
  15. Eintrag zu Norbert Haas in der Datenbank von Yad Vashem
  16. Stolpersteine gegen das Vergessen; auf der Internetseite der Ortsgemeinde Rhaunen

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