Schlacht bei Windbergen

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Wenn man Dithmarschen besucht oder hier lebt, so stößt man irgendwann auf die Erzählung über die Schlacht bei Hemmingstedt im Februar 1500.

Doch es gab auch andere Schlachten und Kriege. Zum Beispiel die Schlacht bei Windbergen.

Davon berichtet Johann Adrian Bolten:

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1 Antiquarisches Wissen

1.1 J. A. Bolten

Ein mit Gras überwucherte Weg an einem Au-Übergang über die Frestedter Au in Richtung Windbergen (Dithmarschen). Heute fast unpassierbar.
Hier könnte sich die Schlacht bei Windbergen, sofern sie historisch belegt werden kann, ca. im Jahre 1115(?), abgespielt haben.

„17. §

Die dithmarsischen Geschichtsschreiber melden, daß Sigfried II.[1] mit den Wenden[2], welche noch in Norderalbingen[3] den Meister spielten[4], viel zu schaffen gehabt hätte. Anfangs wäre der Erzbischof Unwan[5] nach Dithmarsen gekommen, und hätte eine Bevestigung von Meldorf veranstaltet[6]. Nachher hätte sich der Graf mit ziemlich vielen Völkern auch in dieses Land begeben, um den Bedrückungen der Feinde ein Ende zu machen. nachdem sich sein Herr durch die Dithmarscher verstärkt hätte, und auf die erhaltene Nachricht, daß die Wenden die ganze Geest von Krumstedt bis Nordahrstedte erfülleten, wäre er von Meldorf über Windbergen nach Süderharstedte gegangen, um ihnen in den Rücken zu kommen. Allein die Wenden hätten dieses in Erfahrung gebracht, sich in den dortigen Hölzungen[7] versteckt, und - wie die gräfliche Armee sicher fortgezogen wäre, und sich fast mitten unter ihnen befunden hätte - selbige angegriffen, und aus dem Felde geschlagen[8]. In dieser unglücklichen Schlacht wäre der Kern des Landes umgekommen; bloß mit der Reuterey hätte sich der Graf - welcher selbst 21 Wunden empfangen hätte - zur Bökelnburg[9].

Hierauf wären die Wenden auf Windbergen angerückt, welches nach damaliger Art mit einem ziemlichen Walle bevestiget gewesen wäre[10]; an welchem Orte ihnen deßwegen gelegen gewesen, weil sie nur von dieser Seite Meldorf recht ankommen können. Eine ditmarsische große und wohlbesetzte Schanze hinter dem Wodanslage an einer Aue hätte den Feinden viel Blut gekostet, weil sie davor siebenmal von den Ditmarsern wären abgewiesen worden, und bey 8000 Mann hätten sitzen lassen müssen.

Allein in der Nacht hätte Misteroi[11] so viele erschlagene in die Aue werfen lassen, daß sie auf denselben, wie auf einer Brücke, übergehen können, und am Morgen darauf hätte er unter der Bedrohung, daß er diejenigen seiner Leute, welche zurückwichen, niederhauen lassen wollte, einen Sturm gewagt, die Schanze nach einem hartnäckigen Gefechte erobert, und alles in derselben über die Klinge springen lassen. Nunmehr wären für ihn die vornehmsten Schwierigkeiten[12] gehoben gewesen, das mit geflüchteten Christen ganz angefüllete Meldorf auch einzunehmen. Im Sturm hätte er sich dieses Orts gleichfalls bemächtigt, welcher darauf von seinen Grausamkeiten das ärgste erfahren müssen.

Die Häuser waren geplündert, die Männer ermordet, das Frauenzimmer geschändet, und besonders die, in die Kirche geflohenen Mönche und Priester in Stücke gehauen, und vor die Altäre und Heiligen-Bilder als verspottete Opfer hingeworfen worden[13].“

J. A. Bolten
Predigers zu Wöhrden
: "Ditmarsische Geschichte. - Zweiter Theil"
Flensburg und Leipzig in Kortens Buchhandlung, 1782 , ebd. S. 53-55

2 Die Schlacht bei Windbergen - Historik oder Hirngespinst?

Bolten nennt zwar keine direkten Jahreszahlen, doch aus dem Zusammenhang heraus kann man die „Schlacht von Windbergen“ etwa in das Jahr 1115 datieren.

Lüge oder Wahrheit?
J. A. Bolten bezieht sich auf den Wöhrdener Pastors Dietrich Carstens (1695-1760). Friedrich Christoph Dahlmann[14] hat im 19. Jahrhundert jedoch herausgefunden, das Carstens vieles an den historischen Überlieferungen hinzugedichtet hat.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist dieses auch bei der Schilderung der Schlacht bei Windbergen ebenso gewesen, da bislang außer bei Bolten bzw. Carstens keine weiteren historischen Dokumente mit einem Querverweis zu den Stader Grafen über die Schlacht existieren.[15]
Mindestens einen wahren Kern hat diese Geschichte jedoch: Tatsächlich gab es einen Grafen Siegfried II.
Er regierte in dieser Zeit als „Graf von Stade“ über Dithmarschen.

3 Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Gemeint ist Graf Siegfried II von Stade (geb. ca. 965, gest. 6.1.1037 od. 1.5.1037, damals Landesoberhaupt über Dithmarschen. Quelle: Annalista Saxo; ebd. S. 969 + 979).
  2. Wenden: Altd. Name für den "Stamm" der Slawen. Ab der Zeit der Völkerwanderung bewohnten sie das heutige Nord- und Ostdeutschland. Als Nachfahren kann man die Sorben ansehen. (Quelle: www.spreewald-info.de: "Woher kommen die Sorben und Wenden?")
  3. Gemeint ist das Gebiet nördlich der Elbe.
  4. Sprachl. Umschreibung für: "Versuch einer feindlichen Eroberung des Landes"
  5. (geb. ?, gest. Jan. 1029.) Von Febr. 1013 bis zu seinem Tod im Jan. 1029 Erzbischof von Hamburg-Bremen.(Quelle: "Heiligenlexikon "Unwan" ")
  6. Vermutung: Er hat in Meldorf, möglicherweise, eine Burg bauen lassen. Begründung: Es gibt in Meldorf noch immer ein Stadtgebiet mit dem Namen "Burgviertel", in dessen Nähe sich die heutige St. Johannis-Kirche (Meldorfer Dom) befindet.
  7. =Wälder
  8. Sprachl. Umschreibung für: "den Kampf gewonnen."
  9. Heute: Burg in Dithmarschen
  10. Fußnote im Orginal:Carstens a. a. O. 118.S. meldet, daß noch der Wall von Windbergen zu sehen wäre.
  11. Misteroi: Vermutl. ein Eigenname des Anführers der Wenden.
  12. Vornehmste Schwierigkeiten: Hier im Sinne von "die dringlichsten Schwierigkeiten"
  13. Fußnote im Orginal: Erzählung der Sage über den Engelsberg
  14. Friedrich Christoph Dahlmann gab 1827 die Dithmarscher Chronik des Büsumer Predigers Johann Adolf Köster (genannt "Neocorus") heraus. (Quelle: Dithmarschenwiki: Friedrich Christoph Dahlmann / Neocorus)
  15. Dieses ergab eine Nachfrage beim Niedersächsischen Landesarchiv im August 2013.

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