Hochkultur

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Als Hochkultur werden in der Geschichtswissenschaft sowie in der Völkerkunde menschliche Gesellschaften aus der Vergangenheit bezeichnet, die eine sehr weit entwickelte Gesellschaftsordnung und Zivilisation aufweisen. Heutzutage ist der Begriff teilweise umstritten. Oft wird stattdessen der Begriff kulturelle Blüte oder auch Zivilisation verwendet.

Eine Hochkultur verfügt dabei über eine städtische oder komplexe Gesellschaft, die eine Hierarchie hat. Die Menschen einer Hochkultur hatten diverse Technologien entwickelt, um die jeweiligen Umweltbedingungen zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Dadurch waren sie nicht nur weniger anfällig gegenüber Naturkatastrophen, sondern sie konnten auch einen Überschuss an Nahrungsmitteln produzieren. Dies ermöglichte, dass nicht mehr alle Mitglieder der Gesellschaft Ackerbau und Viehzucht betreiben mussten. Es entstand eine weitergehende Arbeitsteilung und es entwickelten sich Berufe wie Töpfer, Bildhauer, Metallurg, Schreiber oder Priester, auf die sich die Menschen spezialisieren konnten. Mit der Entwicklung zu einer Hochkultur entstanden häufig auch Schriftsysteme und es wurden Handelskontakte mit anderen Kulturen geknüpft, neue Märkte erschlossen und groß angelegte Monumente errichtet.

Als Hochkulturen galten in erster Linie manche Gesellschaften des Alten Orients und des präkolumbischen Amerika, die Indus-Kultur und die chinesische Erlitou-Kultur. Traditionell wurden seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts folgende Hochkulturen beschrieben:

In Asien sind werden folgende genannt:

  • Ebla (etwa spätes 3. Jahrtausend v. Chr. und zwischen 1800 und 1650 v. Chr.)
  • Indus- oder Harappa-Kultur (ab 2800 v. Chr.), die bis um 1800 v. Chr. blühte
  • Oasen- oder Oxus-Kultur (etwa 2200 v. Chr. bis 1700 v. Chr.)
  • in China die Erlitou-Kultur (etwa 2000–1500 v. Chr., Schrift ab etwa 1250 v. Chr.)

In Mittel- und Südamerika entstanden mehrere Hochkulturen:

  • Caral in Peru (um 3000 bis etwa 2500 v. Chr.)
  • Olmeken (etwa 1500 bis etwa 400 v. Chr.)
  • Maya (um 300 v. Chr. bis etwa 900 n. Chr.)
  • Teotihuacan (um 100 bis ca. 650 n. Chr.)
  • Tolteken (um 800 bis ca. 1200 n. Chr.)
  • Inka (um 1200 bis ca. 1550)teilweise
  • Azteken (ca. 1350 bis ca. 1550).

Jüngere Hochkulturen waren im Nahen Osten Assyrien, Babylonien, das Perserreich und die Kulturen der Meder und der Hethiter, im Mittelmeerraum die Minoische Kultur, die Mykenische Kultur sowie die Kulturen der Phönizier/Karthager und der Etrusker, in Zentralasien die Kultur der Göktürken, in Südostasien das Khmer-Reich und in Afrika das Aksumitische Reich. In Europa zählen auch das Antike Griechenland und teilweise das Römische Reich dazu. Mögliche Hochkulturen in Nordeuropa wurden noch nicht abschließend erforscht, da hier viel durch die Christianisierung zerstört wurde und der Erhaltungszustand aufgrund des Klimas teilweise sehr schlecht ist; durch den Fund der Himmelsscheibe von Nebra werden hierzu neue Erkenntnisse erwartet.

Der Kulturhistoriker Oswald Spengler legte in seinem Hauptwerk Der Untergang des Abendlandes (1918–1922) eine Theorie der Hochkulturen vor, die in der Folgezeit großes Aufsehen erregte. Nach Spenglers Auffassung haben sich im Lauf der Menschheitsgeschichte acht Hochkulturen entwickelt: die ägyptische, die babylonische, die indische, die chinesische, die antike (Antikes Griechenland und Antikes Rom), die frühchristlich-byzantinisch-arabische, die mexikanische (Azteken). Spengler wandte sich bereits damals gegen die gängige eurozentrische Sichtweise in der Geschichtswissenschaft, die sich übrigens bis heute auch in der Wikipedia findet. Er kritisierte das Geschichtsbild, in dem die abendländische Geschichte im Mittelpunkt steht und deren traditionelle Einteilung in Altertum, Mittelalter und Neuzeit das chronologische Gerüst bildet. Für Spengler stehen die acht Hochkulturen gleichberechtigt nebeneinander.

1 Literatur

  • Paul G. Bahn: Der neue Bildatlas der Hochkulturen. Chronik-Verlag, Gütersloh 2003, ISBN 3-577-14622-2.
  • Rainer Albertz: Frühe Hochkulturen – Ägypter – Sumerer – Assyrer – Babylonier – Hethiter – Minoer – Phöniker – Perser. Theiss, Stuttgart 2003, ISBN 3-8062-1756-4.
  • Jürgen Bär: Frühe Hochkulturen an Euphrat und Tigris. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2009, ISBN 978-3-8062-2139-8.
  • Jan Assmann: Das kulturelle Gedächtnis – Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-56844-2.
  • Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes / Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte, Band 1, Wien 1918, Band 2 München 1922

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