Der Weg (Song)

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Ein Weg - Als realer Teil der Natur oder als Metapher für den Lebensweg des Menschen zu verstehen.
Der Weg ist ein Lied des deutschen Musikers Herbert Grönemeyer aus seinem Album Mensch aus dem Jahr 2002. Grönemeyer thematisiert in ihm, wie auch in anderen Titeln des Albums, den kurz aufeinander folgenden Tod seiner Frau und seines Bruders im Jahr 1998 und die emotionale Wirkung dieser Ereignisse auf ihn.
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1 Die Musik

Der 4`17 Minuten lange Titel ist zu circa 95 Prozent aus den üblichen Elementen einer Pop-Ballade aufgebaut.

1.1 Instrumentation

Herbert Grönemeyer im Jahr 2004.
Er basiert instrumentationstechnisch nur auf in Mittellage gehaltenen E-Piano-Akkorden bzw. gebrochenen Dreiklängen, einer ab 1`08 dazutretenden Cello-Stimme meist unterhalb der Melodielinie, kurz darauf als Steigerung einsetzenden Streichern und natürlich Grönemeyers Stimme. Gegen Ende des Liedes ab 3`16 Minuten nimmt Grönemeyer dann das "dick-süßliche Streicherarrangement", [1] abgesehen von einem kurzen aber auffallenden Einsatz der tieferen Streicher (Celli und wohl auch Kontrabässe ab 3`37 Minuten), zunehmend zurück.

1.2 Formaler Aufbau (Abschnitt wird noch erweitert)

Das Lied Der Weg besteht aus einer dreimaligen "Strophe" aus jeweils acht Takten. Ab Takt 25 folgt dann ein achttaktiger "Refrain" in melodisch deutlich höherer Lage. (Wird noch fortgesetzt)

1.3 Melodie

Der maximale Tonambitus/Tonumfang der terzlastigen, und einige Oktavsprünge enthaltenden Melodie beträgt zwei Oktaven. Die auch vom Ausdruck in den "Strohen" zurückhaltend und von der Tonlage niedrige Melodielinie springt im "Refrain" (ab der Textstelle "Du hast jeden Raum ..."), in der er die Güte/Sanftmut/Stolz/etc. seiner Frau preist, um fast eine Oktave höher und wird von Grönemeyer auch spürbar emotionaler vorgetragen. [2]

1.4 Harmonik

Harmonisch verwendet der in F-Dur stehende Titel die üblichen tonleitereigenen Stufen von Tonika, Subdominante, Dominante und den dazugehörigen Moll-Parallelen. Verstärkt werden, was aber in Rockmusik (besonders in Balladen) nicht unüblich ist, Vorhaltsakkorde (F- bzw. Csus4) und erweiterte Akkorde (wie hier bsp. Bbadd2, Bb6, C6, C7 oder Bb#11) verwandt. Die Akkordfolge der ersten acht Takte (ohne die vorhergehenden vier Takte des Intros über F und Fsus4) lautet z.B.: F bzw. F/A - Bb bzw. Bbadd2 - F bzw. Fsus4 - Am - Bb bzw. Bb#11 - C bzw. Csus4 - Am - Bb bzw. Bb#11 - F bzw. F/C - C bzw. C/E - Dm - C - Bbm - Bb - F bzw. Fsus4. [3] Der restliche Titel läuft von den Akkordfolgen fast identisch ab. Harmonisch deutlich (und für den Hörer auch spontan spürbar) aus dem Rahmen fällt allerdings der Akkord Bbm, der erstmalig in Takt 10 (dann in Takt 18, 26 usw. - im Song bei Minute 0`37, 1`02, 1`28 usw. - auftritt). Man kann dies Bb-moll wohl am besten als kurzfristige - in klassischer Musikterminologie - Harmonische Rückung in im Quintenzirkel relativ weit entfernte Tonarten deuten. Besonders deutlich wird diese harmonische Rückung gegen Ende des Liedes auf den Worten "... bis der Vorhang fällt.", wo nacheinander an den selben Textstellen auf dem erstmalig auftretenden Akkord Asus4 in Richtung der Kreuz-Tonarten und dem späteren Bb-Moll in Richtung der B-Tonarten ausgewichen wird.

2 Der Text

Grönemeyer beschreibt im Text das Leben mit seiner Frau, gemeinsame Erlebnisse, ihre Bemühungen und ihr vereinzeltes gemeinsames Scheitern, ihre charakterlichen Eigenschaften, seine Dankbarkeit ihr gegenüber, ihre Gefühle füreinander und seine Gefühle und Gedanken an sie nach ihrem Tod.

  • Zitate
    • "Nichts war zu spät, aber vieles zu früh"
    • Wortspiele
      • "Wir haben den Regen gebogen"
    • Oxymorons
      • "Ich bin viel zu träge um aufzugeben."

2.1 Mögliche Deutungen/Interpretationen

Wie fast immer bei Lyrik (und auch Musik) gibt es verschiedene und voneinander abweichende Interpretationen/Deutungen des Textes. Diese müssen nicht immer mit den ursprünglichen Intentionen des Texters/Komponisten (der häufig gar keine Veranlassung sieht, seinen eigenen Text/Musik zusätzlich noch zu interpretieren/deuten) zusammenhängen.

2.1.1 Grönemeyers eigene Deutungen

In der Special Edition des Best of Albums was muss, muss stellt Grönemeyer seine Beweggründe für Text und Musik von Der Weg dar:

"Der Weg ist sicherlich der Versuch, meiner Frau noch mal das entgegen zu bringen, was sie mir bedeutet. Aber gleichzeitig auch zu beschreiben, dass aus so einer Beziehung, trotz der Trauer und des Verlustes auch eine Kraft entsteht, weil man mit jemand zusammen und glücklich war. (...) Und gleichzeitig dann zum Schluss dieser Aufbruch nach vorne dann auch wieder. Ich denke, es ist dann immer wieder der Versuch, das Leben zurück zu gewinnen. Der Weg ist eine Ode an meine verstorbene Frau und gleichzeitig auch eine Ode ans Leben." [4]

Allerdings schränkt er - auch ausdrücklich in Bezug auf den Titel Der Weg - das Ausmaß der emotionalen Beteiligung des Komponisten/Texters am eigenen Werk etwas ein:

"Man singt über Gefühle, die man aber letztendlich stilisiert. Natürlich steckt darin eine Authentizität. Natürlich rührt man da in seinem eigenen Gefühlsleben. Jeder Song, auch ein politisches Lied, entsteht aus zutiefst persönlichen Gefühlen, einer persönlichen Wut. Letztendlich ist es trotzdem stilisiert. Aber dass man nach vorne geht, in dem was man singt, egal ob man über politische Dinge singt oder persönliche Dinge, deswegen wird es nicht zur Nabelschau und auch nicht zur Selbsttherapie, sondern man versucht halt, die Gefühle so intensiv wie möglich darzustellen. (...) Das Privateste und Persönlichste, das steckt in mir. Das erfährt niemand. Das trage ich mit mir rum. Es ist eine kleine Facette, ein Bruchteil meiner Emotionen und der Dinge, die in meinem Kopf sind - vielleicht sechs Prozent." [5]

2.1.2 Fremddeutungen

Über die Metaphern in Grönemeyers Texten und auch den Titel Der Weg haben anscheinend schon Menschen (was allerdings nicht viel heißen will) ihre Diplomarbeit geschrieben. [6] Besonders Theologen und Lehrer scheinen eine Vorliebe zu haben über den Text des Liedes, der allen möglichen Spekulationen Tür und Tor offen lässt, zu predigen bzw. zu dozieren.

So wird auf einer Seite mit Ratschlägen für den Gottesdient hervorgehoben, dass Grönemeyers Lied (aus welchem anscheinend ab und an schon Textfragmente in Todesanzeigen verwendet wurden) besonders Menschen in der Lebensmitte als Memento Mori anspreche, und jenseits von religiösen Versprechungen oder sonstigen Sinngebungsversuchen neuen Mut zum Weitermachen gäbe. [7]

3 Video

Im offiziellen Video zum Song schippert Grönemeyer mit einer Yacht/Segelboot irgendwo in anscheinend nördlichen Meeresregionen rum.

4 Rezeption

Die Münchner Tageszeitung wertet den Titel Der Weg als "starke Ballade". [8]

Die Süddeutsche Zeitung lobt, obwohl sie das Album Mensch sonst hart kritisiert, zumindest die nicht mit Streichern vollgepackten Teile der Balladen wie Der Weg:

"Zwischenrein gibt es drei Balladen, um die ist man dankbar, denn da ist Grönemeyer bei sich, zumindest zu Beginn, wenn er am Klavier die eingängig-schlichte Melodien hinblättert. Aber dann hebt das jedes mal ab, als hätten er oder sein Produzent einen emotionalen horror vacui, los, Geigen dazu, Terz drüber singen, jetzt pack da mal noch ein Pfund Celli drauf, und am Ende hat sich das derart hochgeschraubt, als würde ein Kamerateam im Hubschrauberrundflug noch mal über die Melodie drüber. Nach der dritten instrumental überzuckerten Ballade fühlt man sich, als hätte man Karies auf der Seele ..." [9]

Nach dem Hamburger Abendblatt habe Grönemeyers Auftritt mit Der Weg in Thomas Gottschalks Sendung Wetten, dass die Zuschauer wie den Showmoderator gleichermaßen betroffen gemacht:

"Vielen stockte der Atem, als Herbert Grönemeyer den seiner toten Frau Anna gewidmeten Titel "Der Weg" sang und sich vor 3000 Besuchern der Rheinhalle verbeugte, bevor er wortlos hinter der Bühne verschwand. Da war selbst Gottschalk sprachlos. Am liebsten wolle er erst einmal seinen Gedanken nachgehen, sagte der sonst so flapsige Showmaster nach dem bewegenden Auftritt." [10]

Die deutsche Wikipedia hat erst seit 9. Nov. 2020‎ einen entsprechenden Artikel, der aber wesentlich kürzer ist.

5 Chartpositionen

In Deutschland war der Titel zwölf Wochen in den Charts und erreichte dabei für eine Woche als höchsten Rang den 12. Platz. [11]

6 Hörbeispiele und Text

7 Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Pesönliche Ansicht von Benutzer Pfitzners Hansi, die nicht durch Fachliteratur abgedeckt ist.
  2. Persönliche und durch Fachliteratur nicht belegte Deutung von Benutzer Pfitzners Hansi.
  3. Akkordfolge nach Herbert Grönemeyer - Mensch (Anm.: Noten der Gesangslinie inkl. Akkordsymbolen, arrangiert von Herbert Krauss), Voggenreiter Verlag, Bonn, 2003, S. 18 bis 20
  4. Aus www.letzte-version.de
  5. Textanhang mit einem Interview mit Grönemeyer in Herbert Grönemeyer - Mensch (Anm.: Noten der Gesangslinie inkl. Akkordsymbolen, arrangiert von Herbert Krauss), Voggenreiter Verlag, Bonn, 2003, S. 85
  6. Renate Enderlin: Herbert Grönemeyer - Die Metaphern in seinen Texten, per Books on Demand veröffenlichte Diplomarbeit aus dem Jahr 2005
  7. Jeder Tod treibt mich hier her ... (dort S. 35 ff.)
  8. Thierry Backes: Grönemeyer-Kritik - Alte Kracher und starke Balladen; auf www.zt-online.de
  9. Alex Rühle: Neues Album - Herbert Grönemeyer - Schiffsverkehr; auf www.sueddeutsche.de
  10. Wetten, dass: Warum Grönemeyer sauer auf Gottschalk war.; auf www.abendblatt.de
  11. Chartplatzierungen von Der Weg auf www.musicline.de

8 Andere Lexika



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