Arik Shapira

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Arik Shapira (* 29. November 1943 im Kibbuz Afikim im Mandatsgebiet Palästina; gest. 3. September 2015 [1] [2]) war ein jüdischer Komponist und Musikwissenschaftler. Er ist außerdem ein scharfer Kritiker der Politik Israels gegenüber den Palästinensern.
Der israelische Komponist Arik Shapira
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1 Vita

Seine Eltern migrierten aus Russland nach Palästina. Sein Vater war Physiker. Als er vier Jahre alt war, verließen seine Eltern und er den Kibbuz Afikim und zogen nach Petach Tikwa, wo er ersten Klavierunterricht erhielt.

Von 1963 bis 1968 studierte Shapira an der Samuel Rubin Israel Academy of Music in Tel Aviv. Seine Lehrer dort waren u.a. Abel Ehrlich, Mordecai Seter, Oedoen Partos und Yizhak Sadai.

Seit 1995 lehrte er am Department of Music an der Universität Haifa und auch an der Samuel Rubin Israel Academy of Music in Tel Aviv.

1994 wurde er mit dem Israel Prize for Composition and Teaching ausgezeichnet. Die Auszeichnung sorgte für Kontroversen und auch Kritik. Ami Maayani, früherer Direktor der Samuel Rubin Israel Academy of Music in Tel Aviv meinte u.a.:

"Die Auszeichnung für Herrn Shapira ist im vollsten Sinne des Wortes ein politischer Akt. Seine Kompositionen (die in Bezug auf ihre kreativen und technischen Errungenschaften von marginalem Wert sind) unterstreichen diese Tatsache. Deshalb ist es kein Wunder, dass ernsthafte Musiker der Meinung sind, dass Herr Shapira nicht einem der renomiertesten Preise für einen israelischen Musiker würdig ist." [3]

2 Werk

Arik Shapira komponierte Kammermusik, symphonische Werke, Musik für Rockband und elektronische Instrumente sowie Multimedia-Werke. Im Jahr 1986 erhielt er den Prime Minister's Prize for Composition.

Er fühlte sich weder der westlichen noch der jüdischen Musiktradition verpflichtet. Dazu meinte er u.a.:

"Ich habe keine Wurzeln und bin damit zufrieden. (...) Ein israelischer Komponist zu sein ist für mich nur ein Etikett. Ich komponiere für mich selber. Dabei verwende ich westliche Notation, was aber nur eine Technik ist." [4]

Ab 1962 vertiefte sich Shapira mit Hilfe von Tonbandgeräten im Selbststudium in die elektronische Musik. In den frühen 1980er-Jahren befasste er sich mit Synthesizern und Vocodern. Im Jahr 2000 gründete Shapira das Haifa University Studio, dessen Direktor er ist. Das Studio, welches Musikstudenten aber auch Komponisten mit den Möglichkeite der elektronischen Klangerzeugung vertraut machen soll ist mit moderner Audiotechnik wie Cubase SX, Logic Audio und MIDI-Keyboard Controllern ausgestattet. [5]

Werke von ihm sind u.a.:

  • Missa Viva (für Rockband, Brass-Band, Percussionisten, Keyboards und klassische Instrumente)
  • Off Piano (für Klavier zu zwei Händen)
  • Left Over (für orientalische Instrumente wie Oud, Sass, Geitar, Tabla, Darbukka, usw.)
  • Das Trio Clip für Klarinette, Klavier und Viola
  • On Thy Ruins Ophra (für elektronische Instrumente)
  • The Prophet is a Fool (für Sopran, Flöte, Oboe, Trompete und zwei klassische Gitarren)
  • We Are Heading Hiroshima Towards the Rising Sun (für Gesang, Flöte, Oboe, Klarinette, Klavier, Trompete, Violine, Viola, Kontrabass, Congas und elektronische Geräte)

3 Politische Positionen

Arik Shapira ist ein scharfer Kritiker der israelischen Besatzungspolitik (hier das von der israelischen Armee zerstörte Gebäude des Hauptquartier des UN-Flüchtlingshilfswerks für die Palästinenser).
Arik Shapira ist ein scharfer Kritiker der israelischen Besatzungspolitik. Er war ein sehr politischer Mensch, der auch seine Musik als politisch begriff. Die Politik Israels sah er sehr kritisch. Im Jahr 2007 formulierten Shapira und zahlreiche bekannte Musiker und Musikwissenschaftler Israels wie Yehudit Cohen, Edwin Seroussi, Michael Wolpe, Avner Itai, Zohar Eitan oder Shoshana Weich-Shahak einen Aufruf gegen die Besatzung palästinensischer Gebiete, für Frieden und Annäherung sowie eine Zwei-Staaten-Lösung:
"Wir protestieren gegen die langwierige Besatzung, die das Image unseres Landes zerstört. Unsere fortgesetzte Kontrolle über die Territorien und ihre palästinensischen Bewohner ist moralisch falsch Die einzige positive Option ist ein Versuch, verantwortungsvolle Verhandlungen mit der Hisbollah, der Palästinensischen Befreiungsorganisation, der Hamas, dem Libanon und Syrien durchzuführen." [6]

Im Jahr 2009 forderte er zusammen mit anderen israelischen Intellektuellen internationale Sanktionen gegen die "von einer Politik der Gewalt und der Unterdrückung bestimmte Politik" Israels. [7] Während der ersten Intifada im Jahr 1989 meinte er u.a.:

"Ich war noch nie in meinem Leben so frustriert. Die politische Situation kann ich nicht ertragen. Das Land bewegt sich in Richtung Quasi-Faschismus - ein ultranationalistischer, unmoralischer und abstoßender Ort zum Leben. (...) Das Komponieren erscheint heute so hässlich wenn zehn Meilen weiter östlich palästinensische Jugendliche erschossen werden. Wenn ich junger und mutiger wäre, würde ich den Bleistift beiseite legen und mir eine Pistole kaufen." [8]

Auch die Themenbezüge einiger Kompositionen Shapiras stoßen bei etlichen Israeli auf Kritik: In seinem Werk Upon thy ruins, Ophra von 1990 geht es um die von der Siedlerbewegung Gush Emunim auf der Westbank illegal errichtete Siedlung Ofra. Shapira hat das Werk der "kommenden Zerstörung Ofras und der Auflösung aller Siedlungen" gewidmet. [9] Auch seine Komposition Letzte Briefe aus Stalingrad, in der er Briefe deutscher Wehrmachtssoldaten an ihre Angehörigen in Deutschland vertonte, [10] oder seine Oper Mishpat Kasztner von 1994 über den der Kollaboration mit den Nazis verdächtigten Juden Rudolf Kasztner standen in der Kritik.

4 Weblinks

5 Bilder / Fotos

6 Audio / Video

7 Literatur

  • Robert Jay Fleisher: Twenty Israeli Composers - Voices of a Culture, Wayne State University, 1997, S. 181 bis 196

8 Einzelnachweise

  1. Scott Pfitzinger: Composer Genealogies - A Compendium of Composers, their Teachers, and their Students, Rowman & Littlefield, 2017, S. 494
  2. A special tribute to the composer Arik Shapira ערב הוקרה מיוחד למלחין אריק שפירא
  3. übersetzt nach Robert Jay Fleisher: Twenty Israeli Composers - Voices of a Culture, Wayne State University, 1997, S. 191
  4. übersetzt nach Robert Jay Fleisher: Twenty Israeli Composers - Voices of a Culture, Wayne State University, 1997, S. 183
  5. Robert J. Gluck: Fifty years of electronic music in Israel, University von Albany, S. 169
  6. Noam Ben-Zeev: Musicians Issue Joint Peace Manifesto
  7. Naomi Klein: Israelische Intellektuelle fordern internationale Sanktionen gegen Israel
  8. übersetzt nach Robert Jay Fleisher: Twenty Israeli Composers - Voices of a Culture, Wayne State University, 1997, S. 188
  9. Lee Kaplan: University of Haifa - Arik Shapira (Dept of Music) Composing "Music" for the Jihad
  10. Anm.: Maayani hat die Texte der 1950 erstmals erschienenen und später in viele Sprachen übersetzten Anthologie Letzte Briefe aus Stalingrad entommen, die angeblich authentische Kriegsbriefe deutscher Soldaten von der Schlacht um Stalingrad enthält.

9 Andere Lexika

Wikipedia kennt dieses Lemma (Arik Shapira) vermutlich nicht.

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