Jüdische Rundschau

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Jüdische Rundschau (Begriffsklärung) aufgeführt.

Jüdische Rundschau ist der Name verschiedener jüdischer Zeitungen.

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1 Historische Ausgabe

Datei:Bundesarchiv Bild 102-15922, Berlin, Zeitungsverkäufer.jpg
Jüdische Rundschau im Straßenverkauf, 1934

Die Jüdische Rundschau erschien von 1902 bis zu ihrem Verbot 1938 in Berlin und war die zugleich größte und bedeutendste zionistische Wochenzeitung in Deutschland. Als Organ der Zionistischen Vereinigung für Deutschland repräsentierte sie den deutschen Zionismus nach außen. Auf ihren Seiten wurden bedeutende Debatten über Funktion und Aufgabe zionistischer Politik und Theorie geführt. Außerdem half sie, ab 1933 die Auswanderung der deutschen Juden zu organisieren.[1]

Sie gehörte neben der CV-Zeitung und dem Israelitischen Familienblatt zu den bestimmenden jüdischen Periodika in Deutschland und war aus den Zeitschriften Berliner Vereinsbote (1895–1901) und Israelitische Rundschau (1901–1902) hervorgegangen.

Herausgeber war Heinrich Loewe. Zu den Chefredakteuren im Laufe der Geschichte der Zeitschrift gehörten Julius Becker, Felix Abraham, Hugo Hermann, Leo Hermann, Fritz Löwenstein, Hans Klötzel, Robert Weltsch und Hans Bloch.

Die Jüdische Rundschau erschien zunächst wöchentlich, ab 1919 meist zweimal wöchentlich. Nach der Reichspogromnacht 1938 musste die Zeitschrift ihr Erscheinen einstellen. Nachfolgerin wurde die bis zum Einmarsch der deutschen Wehrmacht 1940 in Paris gedruckte und von dort in 60 Länder vertriebene Jüdische Welt-Rundschau. Sie wurde in Jerusalem von zahlreichen emigrierten Redaktionsmitgliedern der ehemaligen Jüdischen Rundschau gestaltet und von Siegmund Kaznelson verlegt.

Zu den einflussreichsten und wichtigsten Publizisten der Jüdischen Rundschau gehörte der Mitherausgeber Robert Weltsch. Sein Cousin Felix Weltsch, ein enger Freund Franz Kafkas, gab in Prag ab 1919 das tschechoslowakische Zentralorgan der Zionisten, die deutschsprachige Selbstwehr (1907–1938), heraus.

Nach Massenabschiebungen, massivem Ausbau von Konzentrationslagern und mannigfaltigen Diskriminierungen erschien die letzte Ausgabe der Jüdischen Rundschau am 8. November 1938.[2]

1.1 Textbeispiel 1913

Die Titelseite der ersten Ausgabe 1913 füllt eine Rezension des Buchs „Die Rassenmerkmale der Juden“ des aus Russland in die USA ausgewanderten jüdischen Arztes und Anthropologen Maurice Fishberg.[3] Der Rezensent Gustav Witkowsky kritisiert Fishbergs Grundthese:

„Das Judentum war und ist eine Religion - aber niemals eine Rasse.“

Dies sei der fehlgeleitete Versuch, antisemitischen Tendenzen in den USA entgegenzutreten. Während Fishberg den anthropologischen Nachweis zu führen versucht, dass man von einer

„ethnischen Einheit der modernen Juden oder von einer jüdischen Rasse so wenig wie von ethnischer Einheit der Christen oder Mohammedaner oder von einer arischen, calvinistisch oder evangelischen reden kann“,

besteht Witkowsky auf dem später von den Nationalsozialisten missbrauchten jüdischen Typenbild:

„Mehr als 80% aller Juden sind brünett, derselbe Prozentsatz zeigt eine ungewöhnliche Gleichförmigkeit der Schädelbildung, fast alle sind, ob blond oder brünett, durch eine leicht kenntliche ‚facies‘ ausgezeichnet. Dass dieser Typ besteht und überall und zu allen Zeiten als ethnischer empfunden wurde, ist Tatsache, die Frage nach seiner Herkunft von sekundärer Bedeutung.“[4]

1.2 Auflagenzahlen

  • 1926: 10.000[5]
  • 1931: 15.000
  • 1934: 37.000
  • 1935: 37.000
  • 1937: 37.000
  • 1938: 25.300

2 Neuauflage als Monatszeitung

Seit Anfang Juli 2014 erscheint die Jüdische Rundschau im Verlag J.B.O. Jewish Berlin Online als deutschsprachige Monatszeitung mit einer Startauflage von 7000 Exemplaren. Mit der historischen Ausgabe hat diese aber nur den Namen gemein. Herausgeber der Zeitung sind die Berliner Unternehmer Symcha Karolinski und Rafael Korenzecher. Aus dem gleichen Haus erscheint auch die russischsprachige Ausgabe „Evrejskaja Panorama“. In der Berichterstattung sollen „konservative, orthodoxe wie auch liberale Strömungen“ berücksichtigt werden.[6] Zielsetzung beider Zeitschriften sei es, ein „heute häufig verzerrtes und unvollständiges Medienbild von Israel sinnvoll zu konterkarieren“.[7]

3 Literatur

  • Katrin Diehl: Die jüdische Presse im Dritten Reich  : zwischen Selbstbehauptung und Fremdbestimmung. Niemeyer, Tübingen 1997 ISBN 3-484-65117-2 Zugl.: München, Univ., Diss.
  • Michael Nagel: Die „Kinder-Rundschau“, Beilage der „Jüdischen Rundschau“ zwischen 1933 und 1938. In: Michael Nagel (Hrsg.): Zwischen Selbstbehauptung und Verfolgung: deutsch-jüdische Zeitungen und Zeitschriften von der Aufklärung bis zum Nationalsozialismus. Olms, Hildesheim 2002 ISBN 3-487-11627-8 S. 315–350
  • Michael Nagel: Jüdische Rundschau, in: Dan Diner (Hrsg.): Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur (EJGK). Band 3, Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, S. 253–255

4 Weblinks

Wikisource: Zeitschriften (Judaica) – Quellen und Volltexte

5 Einzelnachweise

  1. Thomas von der Osten-Sacken: Aufstieg und Fall einer zionistischen Zeitung: Die Jüdische Welt-Rundschau
  2. Jüdische Rundschau, 8. November 1938, Faksimile
  3. Maurice Fishbergs (1872–1934) Hauptwerke waren Physical Anthropology of the Jews (1902) und Jews: A Study of Race and Environment (1911). Andere Werke trugen Titel wie Comparative Pathology of the Jews und Health and Sanitation of the Immigrant Jewish Population of New York City. Das in der Rundschau rezensierte Buch ist bei archive.org online nachlesbar.
  4. Jüdische Rundschau, Berlin, 3. Januar 1913, S. 1
  5. John F. Oppenheimer (Red.): Lexikon des Judentums. Bertelsmann-Lexikon-Verlag, Gütersloh, Berlin, München, Wien. 1971, ISBN 3-570-05964-2, Sp. 897/898
  6. Thomas Klatt: Antisemitismus aufdecken, Deutschlandradio Kultur vom 18. Juli 2014, abgerufen am 19. April 2017.
  7. Jüdische Rundschau. Über uns

6 Vergleich zu Wikipedia




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