Anmerkungen zu Hitler

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Das Buch Anmerkungen zu Hitler von Sebastian Haffner aus dem Jahr 1978 hat seinerzeit trotz deutlicher Distanz Haffners zum Nationalsozialismus aufgrund einiger kontroverser Interpretationen einiges an Kritik hervorgerufen.

1 Entstehung

Im Jahr 1977 veröffentlichte der Pädagoge Dieter Boßmann das Buch Was ich über Adolf Hitler gehört habe. Es zitiert ausführlich aus Aufsätzen, die Schüler aller Schultypen über Hitler geschrieben hatten. Die Zitate offenbarten einen weitverbreiteten, eklatanten Mangel an Wissen über die Zeit des Nationalsozialismus, den NS-Staat und die Person Hitler, alles Themen, die in deutschen Schulen bis dahin meist nur am Rande behandelt wurden. Das Magazin Der Spiegel widmete Boßmanns Buch sogar eine Titelgeschichte. Eine Schülerin reagierte darauf mit einem Leserbrief, in dem sie nach einer nicht allzu langen, leicht verständlichen Hitlerbiografie verlangte. Dies wiederum brachte den Verleger Helmut Kindler auf die Idee, Sebastian Haffner um solch ein Werk zu bitten, da er auf die Fähigkeit des Autors vertraute, auch komplexe historische Zusammenhänge leicht verständlich und gut lesbar darzustellen. Haffner sagte sofort zu, bekannte aber später, er habe das Buch „unter Qualen“ geschrieben.[1]

2 Inhalt

Nachstehend einige markante Zitate aus dem Buch mit kurzem Kommentar dazu:

  • Hitlers Beziehungen zu Männern wie Hermann Göring, Joseph Goebbels und Heinrich Himmler blieben immer kühl-distanziert. Den einzigen seiner Paladinen, mit denen er auf du und du stand, Ernst Röhm, liess er letztlich erschiessen.
  • Von Hitlers Antisemitismus ist keine zu Grunde liegende unangenehme persönliche Erfahrung oder Begegnung berichtet, er selbst hat nichts dergleichen behauptet. Dies steht aber im Widerspruch zu seinem politischen Verhalten.
  • ...seine hypnotische Fähigkeit, die Fähigkeit einer konzentrierten Willenskraft, sich eines kollektiven Unterbewusstseins der Massen zu bemächtigen. Es handelt sich weniger um Hypnose, sondern wohl eher um Suggestion und das Wirken der NSDAP
  • Drei Jahre später, 1936, herrschte Vollbeschäftigung .... Und noch wunderbarer: Der Übergang von Krise zu Blüte war ohne Inflation erreicht worden, bei völlig stabilen Löhnen und Preisen. Nur eine Seite weiter hinten korrigiert sich Haffner selbst: ... erforderte es von oben auferlegte Zwangslöhne und -preise.
  • Das halsbrecherische Finanzierungs-Kunststück, von dem alles abhing, war das Werk eines anderen: seines "Finanzzauberers" Hjalmar Schacht. Gemeint ist die Finanzierung des Beschäftigungs-Programms mittels Geldschöpfung und den sog. Mefowechseln durch Hitlers Notenbank-Chef, siehe auch unter Inflation.
  • Führergläubige waren auf dem Höhepunkt von Hilters Macht wohl sicher mehr als 90 Prozent aller Deutschen.
  • ... Heinrich Brüning, Kurt von Schleichers Kandidat....Zu dem neuen autoritär-korporatistischen Staat, den Brüning nach Schleichers Auftrag hätte vorbereiten sollen.... Scheint nicht sehr plausibel, daß hier der katholisch-bürgerliche Zentrums-Kandidat vom reformiert-preußischen Monarchisten-General Schleicher Aufträge erhielt. Haffner hat hier wohl Schleicher mit Reichspräsident Paul von Hindenburg (bis 1933) verwechselt, der seinem Kanzler natürlich von Amts wegen Aufträge erteilen konnte.
  • ... Hitler 1940, nach seinem Sieg über Frankreich, auf dem ganzen Kontinent eine gewisse Verständigungs- und Unterordnungs-Bereitschaft vorfand. Zumindest für Großbritannien stimmt das mit Bestimmtheit nicht, Churchill war stets ein erbitterter Gegner Hitlers, siehe unter Winston Churchill.
  • Ein Fehler Hilters sei gewesen, daß er die Chance verschenkte, Europa durch diplomatische Einigung Deutschlands Vorherrschaft annehmbar zu machen. In diesem Fall schon politisch ziemlich heikel...
  • Hitler nahm die USA lange Zeit nicht ernst. - Die Kriegserklärung an die USA war der krönende Fehler Hitlers
  • Hitlers zu geringe Einschätzung der russischen Widerstandskraft... - ...er nicht mal für eine Winter-Ausstattung des deutschen Heeres sorgte.
  • Er war ganz einfach auch ein Massenmörder
  • Die Kriegslage entsprach Ende August 1944 ziemlich genau jener von Ende September 1918, in der das Reich das Handtuch geworfen hatte. Haffner wollte damit Hitlers fanatischen Willen aufzeigen, auch einen bereits als verloren geltenden Krieg bis zum bitteren Ende weiter zu führen.
  • Auch die nicht-jüdische polnische Intelligenz- und Führungsschicht fiel einer planvollen Ausrottungs-Kampagne zum Opfer. Nebst dieser Mord-Aktion sollten die weniger hohen polnischen Bevölkerungs-Schichten (später auch die russischen) einer gezielten Dezivilisierung unterzogen werden. Haffner präsentiert dazu eine Denkschrift von Hitlers Ausführungs-Gehilfen Himmler vom Mai 1940: "... Einfaches Rechnen bis höchstens 500, Schreiben des Namens und die Lehre, dass es ein göttliches Gebot ist, den Deutschen gehorsam und fleissig zu sein. Lesen halte ich nicht für erforderlich. Ausser dieser Schule darf es im Osten überhaupt keine Schule geben."

3 Vergleich zu Wikipedia




  1. Uwe Soukup: Ich bin nun mal Deutscher - Sebastian Haffner. Eine Biografie, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2003, S

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